Samstag, 22. August 2015

Thomas - Samstag, den 01. August 2015

Wenn ich samstags früh aufstehe… aufstehen kann, fühlt sich der Tag direkt genutzt an. Viel Lob an den Tag, bereits jetzt. Ich will um 10 Uhr bei der DHL Filiale Schrägstrich Reisebüro sein, um meine beiden Pakete abzuholen. Endlich wieder einen funktionierenden Plattenspieler. Der Paketbote bringt meine Zustellungen in die Nordstadt zum Klagesmarkt, das bedeutet für mich einmal die komplette Celler Straße runterlatschen. 20 Minuten. Angeblich soll man bei der Post beantragen können, welche DHL Station man präferiere, „sogar ganz einfach“ über das Internet. Mal sehen, vielleicht mache ich das mal. Demnächst.

Am Klagesmarkt ist Wochenmarkt. Das war mir nicht bewusst. Da muss ich erst aus der Nordstadt ziehen, um herauszufinden, wo und wann hier der Wochenmarkt stattfindet. Ich hole meine Pakete ab, sie passen sogar beide bequem in meinen Rucksack. Was soll ich sagen, heute läuft es einfach. Zumindest für mich. Eine Dame mit einem Beutel voll Äpfel hat da weniger Glück. Sie stolpert über einen spitzen Stein, wie der Hanseat sagt. Direkt rennen ein paar Leute zu ihr. Ich nicht. Ich wäre eh nur einer der nachkommenden Idioten gewesen, die mit Händen in den Hüften neben den Ersthelfern stehen, in der Hoffnung einen der herumrollenden Äpfel aufheben zu dürfen, um ihr Gewissen zu beruhigen. Werden eigentlich auch Zweithelferkurse angeboten? 

Auf dem Rückweg kaufe ich einen Sechserträger und Tiefkühlpizza. Heute spielt Bayern gegen Wolfsburg den Super Cup aus. Wieso hat Wolfsburg eigentlich Heimrecht bei dem Spiel? Darf der DFB-Pokal Gewinner als vermeintlich schwächeres Team immer zu Hause spielen?
Ich schraube die neue Nadel an den Tonabnehmer und schließe das kleine Mischpult an. Es ging mir hierbei nur um die Erdung und den Vorverstärker, mehr muss das Teil nicht können.
Es kann leider gar nichts. Weder höre ich etwas, noch sehe ich einen Ausschlag auf der Dezibel-Anzeige. Damit hätte ich rechnen können. Um sicher zu gehen, schließe ich das alte Mischpult an, nicht dass es an den Kabeln liegt. War da heute nicht etwas mit einer Glücksträhne? Das alte Mischpult hat die Phase mit den Störgeräuschen offensichtlich überwunden. Alles funktioniert perfekt. Der Klang ist gut, so gut, dass ich mir den Kauf von Designer Boxen nochmals überlege. Never change a winning Soundsystem. 

Ich lege ein paar Platten auf und werde euphorisch. Meine eigene Plattensammlung überrascht mich.
S. schreibt mehrere SMS, ich soll zum Fährmannsfest kommen. Der drohende Anpfiff des Bayern Spiels interessiert sie nicht. Duschen und die Pizza aus dem Ofen nehmen darf ich aber vorher noch. Das Super Cup Spiel nehme ich auf, dann habe ich wenigstens morgen vom Sofa aus was zum Gucken. Ich ziehe die neue Hose an und los gehts, ungefähr Richtung Fährmannsfest. Mich wundert es immer wieder, wie die einzelnen Stadteile zusammenhängen, ich habe überhaupt keinen Gesamtüberblick von Hannover. Schlimm wird es, wenn ich improvisiere. Dreimal nach Rechts ist wie Links usw. Irgendwann lande ich am Küchengarten und lasse mich in einer Bar nieder. Eigentlich wollte ich nur die Toilette nutzen, aber das geht ja nicht ohne eine Bestellung oder Rechtfertigung abzugeben. Trinke ich halt ein Bier. Limmerstraße rechts ab und dann am Weddingufer rein. Um auf die andere Uferseite zu kommen, wo die Bands spielen, muss man Eintritt bezahlen. Ich stelle mich in die Schlange und halte den Fünfer bereit. 12 EURO will der Hipster an der Kasse von mir haben. Auf die Frage, wer denn hingerichtet wird, was den Eintrittspreis zweifellos rechtfertigen würde, kommt keine Antwort. Seine Gedanken waren womöglich bei dem Motiv seines nächsten Tattoos. 

Auf der anderen Uferseite werde ich bereits erwartet. Wir gehen zu den anderen und hören uns die Bands an. Es gibt in Deutschland keine unentdeckten Talente, aber diese Bands kommen aus Great Britain, also ist vielleicht doch etwas dabei. Die Headliner The Adicts haben als Bühnendekoration das Konterfei eines geschminkten Mannes mit einer Melone auf dem Kopf. Es erinnert mich direkt an Alexander DeLarge aus dem Kubrick Film Clockwork Orange. Als die Band die Bühne betritt, läuft das Intro aus Clockwork Orange, alles klar. In der Nähe unseres Stehtisches hält sich ein Typ mit einem Clockwork Orange T-Shirt auf. Nun ist wirklich alles klar. Ich frage ihn, was das mit dem Film und der Band auf sich hat, schließlich sieht der Sänger eher aus wie Bootsy Collins, das passt so gar nicht. Der Typ im T-Shirt hat keine Ahnung, es sei Zufall, dass er das Shirt heute angezogen hat und er kennt auch nicht die Titelmusik von Clockwork Orange oder wusste wer Wendy Carlos ist. Den Film findet er aber ganz cool und ein interessanter Zufall wäre das. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem richtigen T-Shirt, ohne einen Schimmer zu haben wieso. Pure Leidenschaft...

Ich versacke an einem Weinstand.

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