Samstag, 6. Februar 2010

Work Outer Kategorien 4-6

"Ich schaff zwei Klimmzüge, steh kurz vor ner Diabetes,
und nur wegen der Schwimmflügel glaubt keiner, dass man Triatleth ist" Dendemann

Die vierte Kategorie ist der Dicke, das personifizierte Drüsenproblem, der Gourmet unter den Sportlern, kurz: der Kassenpatient. Das Fitnessstudio befindet sich im 2. Obergeschoss, darunter ist eine Bowlinganlage. Am Gebäudeeingang kann man nicht unbedingt sagen, an welches Stockwerk sich der junge Mann orientieren wird. Eindrittel der Dicken treffe ich an der Rezeption wieder. Oft sind sie schneller oben, da ihr Fitnessstand es nicht zulässt die Treppen zu benutzen. Zum Work out tragen sie die alten Basketball Shirts mit den dazu passenden Shorts auf. Zum Beispiel ein verblasstes Chicago Bulls Trikot aus der goldenen Ära als Jorden, Pippen und Rodman dort noch spielten oder ein Football Hemd der Oakland Raiders. Früher liefen alle so auf dem Schulhof rum, heute ist nur noch vereinzelt das Emblem der New York Yankees zusehen. Die Affinität amerikanische Mannschaftsembleme zu tragen, habe ich damals genauso wenig nachvollziehen können, wie die Baseballregeln an sich. Aber wer auf dem Laufband den Eindruck einer Lavalampe hinterlässt, kann auf diesen modischen Fauxpas auch scheißen. Klarer Fall, hier trainiert einer, damit er später in den engen Sarg passt oder wenigsten die Kniescheiben auf dem Weg zum Kühlschrank etwas Entlastung erfahren. Keine wirkliche Konkurrenz beim flanieren entlang des Lady Fitness Bereiches.

Die letzten beiden Kategorien sind nämlich genau diesen gewidmet. Unterm Strich bleiben nur zwei Typen Frau. Die attraktiven und die unattraktiven. Leider herrscht nicht selten eine große Diskrepanz zwischen Gesicht und Arsch Körper. Hat sie einen Top Körper, ist im Gesicht einiges im Argen und umgekehrt. Erst gestern dachte ich mir bei einer: hm, schlecht nicht, bis mir die Segelohren auffielen, die unter dem dünnen Haar hervorlugten. Da ich nichts von Oberflächlichkeiten halte, zählte sie natürlich zu den attraktiven Kandidatinnen.

Um Kondition zu pumpen und weil ich den Zustand meines zermarterten Körpers am besten während des Laufens einschätzen kann, gehe ich nach dem Eisenstemmen auf das Laufband. Hinterste Reihe. Keine Steigung und anfängliche 8 Kilometer die Stunde. Vor mir trainiert eine junge Dame ihre Gesäßmuskeln auf dem Stepper. Eine Frau, wie aus dem Werbefernsehen für Bauchweggürtel. Nach der Benutzung.
Ist es eigentlich normal, dass man sich beim Stepper soweit nach vorne beugen muss?
Egal, „The Body“ tänzelt also vor mir her. Angetrieben von der Herausforderung und dem Song The Gladiator von Common, passiert es. Ich komme mit dem unteren Hüftbereich an den Emergency Stop Schalter. Wenn man damit nicht rechnet, wird der eigene Körper zum Geschoss. Ich knalle nach vorne gegen das Display und fluche auf. Aua aua. Zum Glück hat Jewgenija Kanajewa ebenfalls Kopfhörer in den Ohren und bekommmt nichts von meinem Übermut mit. So beschissen wie das ausgesehen hat, kann ich in dem Moment noch nicht einmal auf den liebenswerten Döspaddel Charme setzen, wie ihn allen voran Dick und Doof mit ihren unfreiwillig clumsigen Aktionen ausstrahlten. Einfach dumm gelaufen.

Um dem Wahrheitsgehalt gerecht zu werden, noch eine kleine Anekdote aus der Umkleidekabine. Da ich „der Neue“ bin, habe ich noch kein Timing dafür, zu welcher Uhrzeit man am besten zum Training kommt und viel wichtiger, wann man duschen geht. Unglücklicherweise bin ich genau ins Schichtende der Muskelprotze geraten. So muss man sich im Knast fühlen, nur dass nirgendwo ein Hörnchenmeister in Sicht war. Ich könnte jetzt mit ein paar Pornoklischees aufräumen, aber ich will den mitlesenden Damen mal ihre Illusionen nicht nehmen. Ich meine, jeder Handwerker ist ja auch attraktiv. Was allerdings stimmt, die Seife rutscht einem unter der Dusche wirklich immer aus den Händen.
Es wurde laut in der Umkleide.

Ein schwarzer Typ, auf dessen T-Shirt das Kürzel UFC prangte, brüllte rum:
„Alter, mir wurde letzte Woche meine Jacke geklaut. Wer klaut MIR denn die Jacke?“

Anderer Heini: „Alter, immer alles einschließen.“

UFC Typ: „Alter, einschließen? dachte wir sind hier alles Kollegen. Seit zehn Jahren schließe ich meine Sachen nicht ein.“

Anderer Heini: „Alter, man lernt nie aus. Es gibt für alles ein erstes Mal“

Ganz anderer Heini: „Alter, ich schwör, Alter, man lernt nie aus.“

UFC Typ: „Wo ist eigentlich Ali?“

Jemand direkt neben mir: „Man, der hat was blondes, gelocktes gesehen, der kommt später. Hähähähä.“

UFC Typ: „N` blonden Typen oder was? Hähähähä“

Ich: „Hähähähä.“ Bloß nichts sagen, was zu einer Handtuchschlacht führen könnte.

Jemand direkt neben mir: „Hähähä, nee die Jakeline. Ich schwör Alter, das ist ein Eiskalter Engel. Steht auch auf ihrem Studi Profil.“

UFC Typ: „Nä eiskalte Votze ist das! Hähähähä!"

Alle: „Hähähähä.“

Unter der Dusche posen wir noch gemeinsam um die Wette.

Freitag, 5. Februar 2010

Work Outer Kategorien 1-3

„Ladies weit und breit, schön dass ihr euch einig seid“ Dendemann

Dies wird mein insgesamt dritter Text über das Fitnessstudio und mein gefühlter hundertster Text über Fitness im Allgemeinen. Dein Lieblingsmensch entwickelt sich langsam aber sicher zu einem Themen Blog. Warum nicht?

Nach einer lächerlichen Woche ist mir aufgefallen, dass immer die gleichen Personen, mich inbegriffen, zur selben Zeit das Gym besuchen. Natürlich liegt das an den Arbeitszeiten oder was die sportlich ambitionierten Menschen sonst so nachmittags treiben. Bei den Frauen erhöht der Wiedererkennungswert den Flirtfaktor ungemein. Am besten sind die, bei denen die Südländer bereits im Ansatz abblitzen. Das Balzverhalten amüsiert mich so sehr, dass ich zwar Kopfhörer in den Ohren habe, aber der iPod aus bleibt. In dem Fitnessstudio haben, grob gepeilt, 60 Prozent einen Immigrationshintergrund. Oder sie haben es mit der Solarium Flat übertrieben. Jedenfalls ist es sehr interessant wer mit wem und wieso. Im Grunde kann man die Besucher in sechs Kategorien unterteilen.

Die massiven Muskelberge haben ihre eigene Spielecke, die Ecke mit den Ganzköperspiegeln. Wenn man was von ihnen lernen kann, dann, dass auf der Ästhetikskala Muskeln über der Mode stehen. Siehe Daniel Küblböck. Dabei meine ich zu behaupten, dass ein ordentlicher Anzug selbst aus Michael Moore einen Menschen machen würde, was ich einem trainierten Bizeps nicht zutraue. Muskelshirts sind ok, Goldketten schon zuviel, aber MC Hammer Fallschirmhosen sind nur noch lächerlich. Zum Teil tragen die schlecht frisierten Gorillas beim Gewichte stemmen sogar Lackschuhe und Caps. Die Hoffnung ihren Körper irgendwie gewinnbringend einsetzen zu können, sei es im Beruf oder am Weib, schwebt über ihren Köpfen, als Ausdunstung getarnt.
Kein Witz, einer der Schränke konnte sich nicht selber am Rücken kratzen und ich rede hier nicht von einer unbequemen Stelle zwischen den Schulterblättern, sondern eher so vom Nackenbereich. Der Verdacht drängt sich auf, dass Hulks Verwandtschaft dieselben Probleme beim Telefonieren hat und das Handy nicht ans Ohr bekommt. Drauf aufmerksam mache ich sie lieber nur auf diesen anonymen Weg, sonst bekommt man in der Dusche den Heizkörper um den Hals gewickelt. Mehr dazu später im zweiten Teil.

Eine andere Kategorie sind die Durchschnittstypen. Nicht zu Fett, nicht zu kräftig, dennoch den einen oder anderen definierten Muskel. Ich bin so einer. Was mich aber von den anderen unterscheidet, sind die Tatsachen, dass ich alleine ins Studio gehe und nach dem Training dusche. Die Pärchen Zirkeltrainierer blockieren mit ihren Handtüchern und Trinkflaschen sämtliche Geräte. Sie unterhalten sich über ihre langweiligen Jobs, das LA VIVA oder wo es den besten Appletini der Stadt gibt.
Wenigstens tragen sie zu ihrem Dreitagebart sportliche Klamotten, sonst würde man nicht erkennen, dass sie überhaupt trainieren. Sie führen die Übungen falsch aus, drücken die Gelenke immer ganz durch und übertreiben es mit den Gewichten. Warum sind die hier? Wenn zwei von ihnen, immer pärchenweise, in die Umkleidekabine verschwinden, kommen sie bereits nach weniger als 5 Minuten umgezogen wieder heraus und ja, sie tragen Kleidung im Look von Peyman Amin.
Wenn ich es mir recht überlege, zähle ich mich doch nicht zu denen, dann eher so zur dritten Kategorie.

Der Athlet. Einige wenige machen auf mich den Eindruck, als seien sie Hochleistungssportler oder als ob sie zumindest die 100 Meter in 10 Sekunden schaffen würden. Kein Gramm Fett am Leib und die Waden tätowiert. Drahtige Körper, abgerundet durch Bundeswehr-Kurzhaarfrisuren. Die kommen auch alleine zum Work out, stellen sich aber einsam in eine Ecke und betreiben Hochgeschwindigkeitsseilspringen oder Tempo Sit-ups. Die nehmen sich noch nicht einmal die Zeit zum starren.
Ich möchte den selbstverliebten Kraftprotzen nicht unterstellen, dass unter ihnen kein Hammerwerfer sei und dass Hammerwerfen nicht auf einem hohen sportlichen Niveau betrieben werde, aber die Angelegenheit, dass draußen auf dem Parkplatz ihre Frauen im Auto auf sie warten müssen, wirkt schon irgendwie unprofessionell auf mich.

Teil Zwo... kommt!