Montag, 16. November 2009

Hygienegott mit Fahne

„Auf den Alkohol, dem Ursprung und die Lösung all unserer Lebensprobleme“ Homer Simpson

Hygienethemen sind sehr beliebt. In Blogform wie in Gesprächen, die keinen höheren Standard beanspruchen. Auf Partys oder mit Frauen zum Beispiel. Die Leute hören einem aufmerksam zu und lauern auf einen Fauxpas. Gleich verhaspelt er sich und gibt zu, dass er nur eine Unterhose besitzt. So in etwa. Oder das genaue Gegenteil tritt ein, dann ist man zu dekadent oder penibel. Was Hygiene angeht, schweben alle auf Wolke Sieben und denken in Fünfsterne Hotelstandards. Selbst jetzt in diesem Augenblick wird das hier gelesen und gleichzeitig gedacht: der hat doch was zu verbergen. Nasenhaare oder schlimmeres. Haare eh nur auf dem Kopf, wenn überhaupt und schon wären wir mitten in einem Dialog. Damit kann man Stunden füllen. Gerne auch mal aus der passiven Rolle heraus mit einer Randbemerkung angewidert zurückschießen: Was benutzt du? mach dich doch nicht lächerlich.

Darum soll es hier jedoch nicht gehen, sondern um ein anderes, beliebtes Thema, das ebenfalls lebhafte Gespräche ohne jeglichen Anspruch verspricht. Auf Partys oder mit Männern zum Beispiel. Reizthema Kriegsschuldfrage äh... Lieblingsbier.

Bevor ich das erste Bier trank, hörte ich bereits HipHop. Die angepriesenen Marken waren in deutschen Rapgefilden oft Heineken oder Beck´s. Ich schätze mal wegen der Rhymes. Und weil man hierzulande kein Old English erwerben konnte, waren es bei mir anfangs genau deshalb Heineken und Beck´s. Zumindest standen die auf dem Wunschzettel ganz oben. Getrunken wurde, aus geografischen und traditionellen Gründen heraus, Herforder Pils. Was die örtliche Feuerwehr trank, das wurde auch in der Dorfkneipe ausgeschenkt und so etablierte sich die Marke in der Region. Ansonsten wurden Schellen verteilt. Wichtig war das für die Nachbarschaftshilfe, da diese in Bier vergütet wurde. Bei der Marke musste man sich einig sein, sonst war das vorerst der letzte Schwarzbau, der unter Nachbarn hochgezogen wurde. Oder anders ausgedrückt, hattest du Haake Beck im Keller stehen, konntest du im Fall eines Brandes lange auf die Feuerwehr warten. (Ich habe an dieser Stelle ebenfalls einen Reim erwartet)

Vorweg, gekühlt kann man jedes Pils trinken.
Einerseits aus finanziellen Gründen, andererseits auf Empfehlung eines gewissen Herrn Hans A., tranken wir eine zeitlang das unterschätzte Hansa Pils. Alles andere ist euer Bier.
Die 0,33 Liter Dose Hansa Pils kostete damals ungeschlagene 50 Pfennig. Palettenweise haben wir das Zeug aus dem Markt getragen.
Einmal bin ich mit Lunchmann und Klöden los um neue Reserven anzulegen, als Rösschen, die gute Seele, meinte, wir sollten unbedingt noch eine Familienpackung Klopapierrollen mitbringen. Kein Ding. Lunchmann und ich beförderten drei Paletten feinsten Hansa Stoffs auf das Kassenband, während Klöden an die riesige Packung Kackband dachte. Grau, einlagig, umweltbewusst.
Wenn man nur zwei Produkte kauft und eines davon ist Klopapier, dann ist es völlig egal, was das zweite Produkt darstellt, das Klopapier wirkt immer wie eine an den Kauf gebundene Sicherheitsmaßnahme. Wie auch in diesem Fall. Für danach, kommentierte Klöden den Kauf.
Mein Vater behauptete, von dem Gesöff würde man früher oder später blind werden. Jaja, solche Sätze behält man nicht lange im Ohr. Vor allem nicht, wenn sie von so mondänen Flaschenbiertrinkern kamen. Eines Nachts, ich schlief aufgrund eines übertriebenen Hansa Pils Genusses wie ein Apfel (mit Stiel nach oben), fiel, wie so oft seitdem ich meine Anlage und Playstation und sonst alles an der einen Steckdose hinterm Fernseher angeschlossen hatte, bei uns im Haus der Strom aus. Wenn man nun in der finstersten Nacht aufwacht und man sieht weder die vertrauten Stand By Lichter diverser Elektrogeräte noch den Wecker oder das Mondlicht, dann kann man schon mal in Panik geraten. Was für ein Horrorerlebnis und das Ende der Hansaära.

Da man alles einmal getrunken haben sollte, erwogen wir die anstehende Center Park Woche für eine ausführliche Bierprobe zu nutzen. Im Idealfall sollte ein neues Stammpils dabei herausspringen. Zugelassen zur Probe waren nur Dosenbiere. Monate vorher durchsuchten wir die Regale der flächendeckend reichlich vorhandenen Spirituosenanbieter. Tankstellen unter anderem. Es kam einiges zusammen. Wir dekorierten den Couchtisch in unserem Bungalow mit den Dosen und warteten den richtigen Abend ab, um eine unverfälschte, fundierte Analyse zu erstellen. Soll heißen, wir warteten auf einen nüchternen Moment.
Von dem Ergebnis der Bierprobe weiß ich nichts mehr. Ich weiß nur noch, dass ordentlich Dosenbier übrig blieb. Diese verstauten wir in einem Karton und nahmen sie mit zu dem Bungalow, der erst vor kurzem kennengelernten Mädelsgruppierung. Ich weiß auch nicht mehr wer von uns den Karton trug, ist ja auch egal, jedenfalls gab der durchgeweichte Boden nach und erbrach die Dosen aus einer ordentlichen Fallhöhe auf den Teppich des Wohnzimmers. Mehrere Dosen platzten dabei auf und veranstalteten im Raum eine heitere Schaumparty. Leider sahen das nicht alle so. Bis auf weiteres wurde wieder auf Flaschenbier umgestiegen.

Der Reichtum, oder besser gesagt die Erkenntnis am Bier nicht zu sparen, brach über uns herein. Kilkenny, Budweiser, Desperados, Miller Genuine Draft, Heineken, Strongbow usw.
Man trank eh nur zwei, drei Biere, bevor es zum härteren Zeugs überging. Das muss die Intention gewesen sein, ansonsten kann ich mir den Luxus nicht erklären.
Heutzutage trinkt man ja nur noch phasenweise. Bierphase, Fleischeinwurf, Schnapsphase usw.

Im Nachhinein kann ich von mir behaupten alles Handelsübliche am Hals gehabt zu haben, was mir zu einem empirischen Urteil verhalf: Hauptsache der Schnabel ist nass.
Nee, also stimmt schon aber mein Lieblingsbier ist Staropramen. Das Beck´s des Ostens, wie ich es nenne. Auch wenn es widersprüchlich klingt, klingt es dennoch gut. Zurzeit ist es sogar das süffigere Staropramen Granat. Dunkelbier vom Fass.
Preislich wie geschmacklich ist es einfach das alltagstauglichste Pils, das es gibt und zwar, das es überall gibt. Prost. (Liebe Staropramen Brauerei, meine Adresse lautet Alsterdorfer Straße 108)

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