Freitag, 4. September 2009

Warum Bremen nicht Hamburg ist

Untertitel: K(l)eine Liebeserklärung

„Ihr seid das Tor zur Welt, aber wir haben den Schlüssel.“ Werder Ultras

Der Vergleich liegt nahe und jeder der schon mal in beiden Städten zu Besuch war, erkennt die markanten Unterschiede sofort, dennoch möchte ich sie, und wenn nur für mich, einmal aufzählen.

Bremen ist sehr klein

Ich hatte bereits bei der Wohnungssuche das Gefühl alles von Bremen gesehen zu haben und dieser Eindruck wurde während der Außendienste von der Arbeit aus noch verstärkt. Obernstraße, Sögestraße, Böttcherstraße, Ostertorsteinweg, Schnoor… das war es. Im Grunde reicht es, wenn man als Tourist, und die werden ständig in Bussen angekarrt, meist in Form von Asiaten und Rentnern, diese Gegenden gesehen hat. Als Zugabe kann man noch den Roland und die Bremer Stadtmusikanten angrapschen, das war es dann aber wirklich endgültig.

Das Kulturprogramm ist entsprechend beschränkt. Das muss nicht zwingend mit der Größe der Stadt zutun haben, siehe Studentenstädte wie Göttingen oder Tübingen, aber das Ding ist eben, dass die ganz großen Ereignisse den Norden abdecken, indem sie in Hamburg stattfinden. Wenn ich in Bremen das Wochenende gestalten will, passiert in Sachen Prominenz nichts. Keine Auftritte, keine Lesungen, keine Insidertipps. Es ist nicht so, dass man sagen könnte, es sei irgendwo immer was los. Klar, man kann sich in die vollgemüllte Partymeile begeben und sich der Willkür der Türsteher ergeben, aber so was funktioniert nur drei- bis viermal im Jahr. Die Studentendisko Modernes ist auch gleichzeitig die teuerste Disko in Bremen. Wie das zusammenpasst verstehe ich selber nicht. Es muss wohl die Nachfrage sein, die die Preise in die Höhe treibt.

Prominenz gibt es in Bremen nicht. Selbst ein, zugegeben überdurchschnittlich talentierter, Fußballer wie Diego, durfte seine Handflächen in der Weserpromenade verewigen. Prominenz, die in Bremen geboren wurde, sucht nach den ersten Erfolgen oder gerade für den Erfolg das Weite, bzw. das Nächstliegende, nämlich Hamburg.

Bremen ist eine Hansestadt

Hätte Bremen nicht das H vor dem B im Nummernschild, wäre es Berlin. Das H steht für, wie wir alle wissen, Hansestadt. Dieser kleine Unterschied zu Berlin ist auch der sympathischste. Ich bin Fan vom Meer, Hafen und Möwengeschrei. Weniger von der Schifffahrt an sich, aber miterleben tue ich das alles gerne. Schließlich zahle ich Deichsteuer.

Wenn man die Schlachte entlang geht und die ganzen Namen der altertümlichen Gebäude, die damals zur Seefahrt gehörten, wie zum Beispiel die Baumwollbörse, die alte Waage oder das Kontorhaus, liest, dann kommt in einem schon ein maritimes Gefühl auf. Noch nicht einmal die Möwen muss man sich dazu einbilden. Die Weser ist zwar kaum breiter als in meinem Heimatdorf, es genügt aber für die Vorstellung, dass sie irgendwo ganz in der Nähe in die See münden muss. Mit etwas Fantasie und zusammengekniffenen Augen könnte man die Baukräne am Stadtrand als Hafenkräne ausmachen und sich vorstellen, dass sich dahinter etwas ganz Großes, Weitumfassendes auftut. Aber in Wahrheit kommt da bloß Bremerhaven.

Bremen ist die Landeshauptstadt von Bremen

Hat Bremen eigentlich einen offiziellen inoffiziellen Titel? Sowie Hamburg das Tor zur Welt oder Stuttgart die Autostadt oder Berlin die Hauptstadt ist? Falls nein, Mädchenstadt wäre mein Vorschlag. Das ist fern von Rotlichtmilieu gemeint, denn Bremen hat keines. Fast ausnahmslos höre ich aus der Damenwelt wie schön Bremen sei. Einzige Begründung: nicht zu groß, nicht zu klein. Noch nie habe ich von Jemand gehört, seine Stadt sei ihm zu groß. Die Welt ist ein Dorf, aber meine Stadt ist mir zu groß…?

Dennoch, irgendetwas muss ja dran sein weshalb sich Mädchen hier so wohl fühlen. Geht man mit diesem Gedanken, Bremen ist die Mädchenstadt, durch die Straßen, dann kann man nachvollziehen, wenn auch nicht unbedingt ergründen, warum der Name für Bremen gerechtfertigt ist. Ein anderer Gedanke der sich aufdrängt ist, Bremen ist die Stadt der Versehrten, aber das behalte ich lieber für mich.

Cheers im Maisfeld

Auch wenn im gestrigen Beitrag das Gepöbel ziemlich überhand nahm, darf man meine Meinung zu Bremen nicht falsch interpretieren. Ich mag die Mädchenstadt. Auch hier leben, ja bitte. Ich werde weiterhin die Touristen belächeln, die in der Böttcherstraße das Glockenspiel nur dann fotografieren, wenn es spielt, obwohl man den Unterschied auf den Fotos nicht sieht und den Huf des Esels habe ich bis heute nicht angegrabbelt. Nichtsdestotrotz werde ich immer ein zugezogener bleiben, dem das Gefühl nicht loslässt, dass jeder Bremer eigentlich viel lieber ein Hamburger wäre.

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