Montag, 28. September 2009

Wall e und Oben

„es ist nicht gerade, wenn es gebogen ist
es ist nicht wo es war, wenn es verschoben ist
es ist nicht wahr, wenn es gelogen ist
wir sind da wo oben ist wo oben ist, wo oben ist“ Kinderzimmer Production

Der ordinäre Zeichentrickfilm hat abgedankt. Einzig im asiatischen Raum werden die Mangas für das Kino noch mit der Hand gezeichnet. Von Westeuropäischen Billigkräften. Nee, war ein Scherz. Den Disney / Pixar Film Wall e habe ich mir für einen Sonntagabend aus dem DVD Verleih, ehemals Videothek, ausgeliehen. Als Kind fand ich die Abenteuer von dem Roboter Nummer 5 schon cool. Nummer 5 lebt. In Wall e. Der kleine Aufräumroboter ist auf der Erde zurückgelassen worden und kümmert sich fleißig um seine Aufgabe. Aufräumen. Da im Film kaum gesprochen wird, geht alles über die Gesten und Roboterkörpersprache. Das ist so was von gelungen. Der forsche, schüchterne und gut programmierte Wall e ist nach den ersten Sekunden sofort sympathisch. Er fiept ständig ein fröhliches Liedchen vor sich hin, während er den zu beseitigen Schrott nach Fundstücken durchsucht und die Szenen zwischen Wall e und der Highend Aufklärungssonde Eve sind, und das Wort passt einfach zu Disney, bezaubernd.
Der Soundtrack des Films ist eine Nummer für sich. Wall e tanzt und räumt auf zu klassischen Soul- und Jazzstücken. Das gefällt gerade den älteren Zuschauern, wie mir. Seitdem Disney auf die Computertechnik setzt, wird auch nicht mehr gesungen in den Filmen. Für mich ein weiteres Plus. So richtig gut kam das auch nur im Dschungelbuch.
Die Botschaft des Films ist einmal mehr die Liebe und das mangelnde Umweltbewusstsein des Menschen und wurde mehr als deutlich ungesetzt. Was anderes will man ja auch gar nicht. Ansonsten gibt es ja noch Fluch der Karibik oder den Sender abc.
Der Streifen gehört auf jedenfalls zu den Top Five der Animationsfilmchen, die in den letzten Jahren so herauskamen.

Einen anderer Disney / Pixar Film läuft gerade in den Kinos. Wo? Oben!
Mal eine neue Story. Ein grantiger, pensionierter, verwitweter Eis- und Luftballonverkäufer lebt hartnäckig in mitten von Baustellen in einer, seit seiner Kindheit gewaltig gewachsen, Stadt. Um dem ganzen Trubel um seiner Person zu entkommen, bindet er seine gebunkerten Ballonreserven an sein Haus und fliegt davon. Doof nur, dass er dabei den Pfadfinderjungen auf seiner Terrasse übersieht. Ein spannendes Abenteuer beginnt, wird bestimmt als Schlusssatz auf der Rückseite der DVD Hülle stehen. Aber tatsächlich, das Abenteuer der beiden ist sehr unterhaltsam und wirklich spannend. Die sprechenden Hunde haben viele Lacher auf ihrer Seite. So traurig der Film auch beginnt, das Ende ist wieder typisch Disney. Rüstige Menschen können und wollen noch. Schaut euch als Beweis unbedingt die Filme Gran Torino (mindestens genau so witzig) und The Straight Story an.

Der Kitsch ist aus den Disney Produktionen gewichen. Kein nerviges Storytelling, in dem zäh die Geschichte vorangebracht wird und keine anstrengenden Slapstick "jetzt hatten wir aber schon lange keinen Lacher mehr" Einlagen. Es flowt einfach auf eine kindlich, erwachsene Art und Weise. Schade, dass die zukünftigen Projekte von Pixar mich nicht so ansprechen. Charles Dickens, Froschkönig und Sequels von Klassiekern.

Top Five der Animationsfilme

5. Oben

4. Die Unglaublichen

3. Madagascar

2. Wall e

1. Ice Age 2

Samstag, 26. September 2009

Freibild

„I turn my camera on
I cut my fingers on the way
The way I'm slippin away
I turn my feelings off
Y'made me untouchable for life
And you wasn't polite” Spoon

"Die Seele denkt in Bildern" Aristoteles

Jedes Social Network ermöglicht dem Mitgestalter der Seite, also dem User, Bilder hoch zu laden. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, was für viele ein guter Grund zu sein scheint auf herkömmliche Kommunikation gänzlich zu verzichten. Dafür gibt es Bilder Bilder Bilder.
Ein Profil, in dem gleich mehrere Philosophen mit ihren undurchführbaren Lebensweisheiten zitiert werden, fliegt sofort auf, wenn man die dazu gehörigen Bilder betrachtet. Oft bleibt nur ein „Achso, deshalb“ vom ersten Eindruck übrig.

Wie so oft kann ich mich davon distanzieren. Bei mir findet Niemand selbstgeschossene Bilder auf irgendeinem Profil. Die Bilder für den Blog sind noch woanders im Netz gespeichert, aber die sind überschaubar und abgesprochen mit allen Beteiligten. Dank Fotohandys und Digitalkameras kann jeder, jederzeit Fotos schießen und so sehen die meisten dann auch aus. Jeder fühlt sich zum Paparazzie berufen und jeder Anwesende ist zum Abschuss freigegeben. Bis man feststellt, da ist gar kein Licht am Ende des Tunnels, sondern nur ein weiteres Blitzgerät.

Meiner Meinung nach haben Fotos die Verpflichtung einen gewissen Kunstaspekt zu transportieren. Damit meine ich nicht, dass die Bilder im Nachhinein mittels Photoshop auf Schwarz/Weiß und nostalgisch getrimmt werden, sondern dass man etwas darauf sieht, das einem mehr als eine Sekunde lang fesselt.

Der Größte Fehler liegt darin, dass der Zweck eines Bildes völlig verkannt wird. Als Erinnerung dienen die Bilder, die ins Internet gestellt werden, schon lange Niemanden mehr. Wer etwas publiziert, will was anderes damit erreichen. Den Kindern ein digitales Fotoalbum zu zeigen, bestünde darin ihnen zu erklären welche Farbe das jeweilige T-Shirt auf dem Foto hat, weil bei den meisten einfach nicht mehr rüber kommt, inklusive fehlender Geschichte.

Partybilder sind das stumpfste Genre innerhalb der Fotografie. Sie scheinen im Nachhinein die Gästeliste zu ersetzen, denn mehr als Gesichter sieht man oft nicht. Wo war die Party, wann wurde das Bild gemacht und warum müssen immer Grimassen gezogen werden? Man erkennt auf dem Bild im Grunde gar nichts, nur wer wen für den kurzen Moment des Schnappschusses lieb hatte. Impressionen werden so gut wie nie vermittelt.

Urlaubsfotos können wahnsinnig interessant sein, haben aber diesen bitteren Beigeschmack, dass alles was nicht fotografiert wurde auch niemals geschehen ist. Da kann ich nur wieder aus den Kriegstagebüchern zitieren: Dich interessiert doch nicht, was Du erlebst, nur das, was Du davon erzählen kannst. Schrägstrich, zeigen kannst. Die Kunst bestünde in diesem Fall darin, in den Fotos das Land, die Stadt so zu zeigen, wie ich sie nicht bei Google finden kann. Und damit meine ich nicht seinen trägen Hintern vor ein Wahrzeichen zu schieben, um so das Foto individuell zu gestalten. Die Bilder sollten schon eine Idee enthalten und wenn man auf dem Bild einfach nur glücklich ist. Ansonsten behaltet sie doch für euch, ich erkenne darauf nämlich nichts.
Selbstportraits, am besten noch von schräg oben, erfüllten noch mal welchen Zweck?
Nur weil man mal einen lustigen Hut auf hat, heißt das noch lange nicht, dass das dokumentationswürdig ist.
Was manche Frauen für eine Vorstellung von „schönen Bildern“ haben. Unglaublich. Toupiert wird versucht möglichst lasziv in die Kamera zu schauen. Der debile Gesichtsausdruck, der dabei herauskommt, erinnert vielmehr an Polizeifotos vom polnischen Straßenstrich als an den Playboy. Caught in the Act. Es würde mich nicht wundern, wenn einige viele dieser Fehleinschätzungen in die Redaktion von Pro 7 gelangt sind. Germanys last Topmodel.
Typen müssen ihren Trainingsfortschritt dokumentieren und mitteilen. Visuelle Unterstützung ist schon was tolles, aber nicht so.

Keine Ahnung was die User dazu treibt Fotos nur für das Internet zu machen, sie zu publizieren und womöglich noch die Rechte daran abzutreten.
Die Angst den richtigen Moment verpasst zu haben, Narzissmus, Lebenszeichen an alle, sich ein Gesicht geben, Voyeurismus? Wenn eine Filmsekunde 24 Bilder hat, dann ist der Film über das Studivz einen Tag lang. Ich würde mich freuen, wenn mir jemand erklären könnte, was diese Bilderflut soll?

Ich habe großen Respekt vor Leuten die das richtige Verständnis für die Fotografie haben. Das Auge für den Moment und eben das Besondere. Es gibt viele Bilder, dessen Wirkung mich wirklich fesselt, nur findet man die nicht im Web 2.0.


Deiner, Paul, Chrille... Bild von Marie

Ich habe da eine Idee für ein tolles Bild, aber dafür brauche ich ein Superman T-Shirt.

Donnerstag, 24. September 2009

Superhelden Fantasie

"... sie macht zwar keinen aus Versehen zum Superhero,
macht nicht mal eben Sascha Hehn zu de Niro" Dendemann

Nachdem es hier in letzter Zeit ziemlich ernst zuging, Arzt- und Friseurtermine sind gemacht, möchte ich mal wieder mit fiktivem Blödsinn auftrumpfen.

Als jemand, der behauptet, dass Kinder, die keine Comics lesen, sich in die falsche Richtung entwickeln, bin natürlich auch ich früh von den unbewegten, bunten Bildern geprägt worden. Comics gehören zur Popkultur wie Cola, Oasis und Tarantino. Mich würde mal interessieren, ob es Menschen gibt, die Kill Bill – Volumen 2 gesehen haben und nicht den Superman Monolog von David Carradine verstanden haben. Bestimmt. Ich persönlich war von vornherein ein Marvel Kind. Die Geschichten von DC waren mir nie geladen genug. Superman ist sowieso jedem haushoch überlegen und Batman war ein Klugscheißer vor dem Herrn, der mir in seiner Serie viel besser gefiel.

Mein Lieblingsheld war Spiderman. Präteritum deshalb, weil es sonst zu sehr nach Nerd klingt. Das sind mal Superkräfte, die man auch im Alltag gewinnbringend einsetzen kann, ohne gleich die halbe Stadt zu zerstören. Was zur Standardausstattung eines jeden Superhelden gehören sollte, ist die überdurchschnittliche Kraft. Bedeutet, ein Auto sollte mit bloßen Händen schon hochgehoben werden können.

Wenn man jetzt wählen dürfte, welche Superkraft man am liebsten für sich beanspruchen möchte, dann fiele mir die Wahl ziemlich schwer. Angenommen es zählen nur die Kräfte eines Helden oder Bösewichts, also kein cooler Roboteranzug oder ein ultimativer Allzweckgürtel oder ein Zauberring aus dem Weltall oder dessen Charakter, welche Kräfte wären warum am interessantesten für den Alltag? Es geht nicht darum Bin Laden zu finden (hui, das gibt Google Hits), sondern ums Angeben und beneidet werden.

Ein ziemlicher Gehirnfurz, aber ich dachte, das ist immer noch besser als mir beim lamentieren zuzuhören.

Meine Top Five

Platz 5 Mystique oder Morph

Beide haben dieselbe Fähigkeit. Sie können sich in andere Personen verwandeln, mit Stimme und was sonst noch so zum Erscheinungsbild dazu gehört. Die Möglichkeiten kann man sich ja vorstellen. VIP Bereiche, der rote Knopf, Damenunkleidekabinen, Mannschaftsfoto vom FC Bayern. Aber auf Dauer wäre das eine recht intrigante, unbefriedigende Angelegenheit. Von den Autogrammwünschen mal abgesehen.

Platz 4 Human Torch a.k.a. die menschliche Fackel von den Fantastic Four

Immer und überall Feuer parat zu haben kommt bei den Mädels sowieso schon mal gut an. Dazu kommt, dass die menschliche Fackel fliegen kann! Ein dicker Pluspunkt. Auch wäre Regen nicht mehr das Thema, weil man selbst ja immer wohl temperiert wäre. Der größte Nachteil ist jedoch, dass bei jeder Pyro Aktion die Klamotten draufgehen würden und für Menschenmassen ist die Fähigkeit am gesamten Körper zu brennen auch nichts. Das wird eine einsame Geschichte werden.

Platz 3 Angel von den X-Men

Wie der Name schon sagt verfügt Angel über riesige weiße Flügel, die er nach belieben ausfahren kann. Das würde schon sehr beeindruckend aussehen und fliegen könnte man damit auch noch. Zudem bieten Flügel das ultimative Bräuteabschleppkabinett, um den obigen Gedanken zu vollenden. Ungefähr das muss sich Terry Gilliam bei dem Film Brazil gedacht haben.

Platz 2 Wolverine von den X-Men

Selbstheilungskräfte dazu ein unzerstörbarer Knochenbau plus beeindruckende Krallen, die aus den Handrücken geschossen kommen, sind Grund genug für den zweiten Platz. Das alles hat gewaltiges Einschüchterungspotenzial. Der einzige Nachteil ist, Wolverine muss laufen. Riesen Vorteil, man kann wirklich allen Schabernack anstellen und nichts rumpelt im Körper umher oder der Rücken macht nicht mit oder irgendein anderer, gebrechlicher Kram funkt dazwischen.

Platz 1 Spiderman

Klarer Fall. An Wänden gehen erspart soviel Ansteherei. Am besten jedoch gefällt mir die Akrobatik. Hüpfen und Schwingen kann in Perfektion echt cool aussehen. Adé Schulsport. Bindfäden, die man aus dem Handgelenk schießen kann, dazu fallen mir so viele Verwendungszwecke ein. Weniger Verwendung hätte ich für den Spinnensensor, aber wenn man ihn umsonst dazubekommt, warum nicht? Spiderman ist obendrein auch noch super stark. Wie bereits erwähnt, ein wichtiges Kriterium.

In den Kommentaren darf gerne mitgesponnen werden.

Mittwoch, 23. September 2009

Le nozze di Figaro

„Oh, oh Figaro
He's got magic, oh oh
Oh, oh Figaro“ Brotherhood of Man

Akt 1

Seit dieser Geschichte, habe ich meinen Haaren nie wieder die Gelgenheit gegeben so lang zu wachsen. Ich würde sogar behaupten, dass ich in meinem gesamten Leben noch nie so eine Matte auf dem Kopf hatte.
Ich benötige schon kein Kopfkissen mehr, weil ich bequem auf meinen Haaren pennen kann.
Wirklich lang wachsen meine Haare nicht, eher in alle Himmelsrichtungen, bis ich aussehe wie ein aufgeplatztes Sofakissen. Darüber bin ich auch froh. Männer mit langen Haaren sind wie Frauen mit kurzen Haaren. Da steckt augenscheinlich oft mehr dahinter als der pure Look oder ein Trend aus Aurora, Illinois. Es ist eher eine enthemmte Lebenseinstellung, die jedem aufgedrückt werden muss. Allein der Gedanke, dass einem in einer Szene-Bar die Themen ausgehen könnten und man nach dem zweiten Cocktail die Kellnerin unverbindlich fragt, ob sie sich nicht mal die Haare lang wachsen lassen und 10 Kilo abnehmen möchte, sie könnte schließlich so gut aussehen, lässt mich vor der unausweichlichen Grundsatzdiskussion erschaudern.

Akt 2

Wenigstens dürfen die noch von einer Frisur sprechen. Mein einst akkurater Schnitt mutiert immer mehr zu einer schlechten Micky Krause Parodie. Als Kind hatte ich bereits nicht zu bändigende Wirbel im Haar, was mir die Lacher im Kindergarten beim Silhouetten zeichnen garantierte. Ich sah auf diesen Bildern aus wie Alfalfa von den kleinen Strolchen. Haargel gab es damals noch nicht und wenn, dann hätte ich es aus Prinzip nicht genutzt. Obwohl im Winter Wasser recht effektiv war, um mich in Ivan Kruschensky, dem Bösewicht aus Karate Tiger, zu verwandeln. Und was für ein Akt das war, die Lotten glatt zu bekommen, während draußen hupend die Fahrgemeinschaft auf mich wartete. Lieber eine Eisscholle auf dem Kopf, als verwirbeltes Haar. Ich hatte mit vier Jahren bereits genug Elend durchgemacht.

Akt 3

In Bremen habe ich noch keinen guten, günstigen Friseur gefunden. Ich habe auch nicht gesucht. Gut bedeutet, dass er schnallt was ich möchte und schön wäre es, wenn er beim Schneiden die Fresse halten könnte. Günstig bedeutet, dass ich es nicht einsehe für einen Haarschnitt, der nur ein Level über „mit der Maschine auf 12 mm gebracht, sodass man die Uhr danach stellen kann“ liegt, mehr als 10 Euro zu bezahlen. Auch wenn bei meiner Matte der Scherenverschleiß höher liegen dürfte als allgemein kalkuliert.
Zudem möchte ich nicht mit schlechter Musik voll gedröhnt werden, während androgyne Friseurazubis ihre Chance nutzen wollen, indem sie mich dazu überreden, doch mal etwas Neues auszuprobieren.
Wenn ich Ilka schon in den Rücken fallen muss, dann stelle ich mir einen Friseur vor, wie ihn Uli Stein bei seinen Cartoons im Sinn hatte. Einen Barbier der ersten Stunde, bei dem die Kinder noch schreien wenn sie an der Reihe sind.

Bis dahin überlege ich mir, wie ich aus meiner voluminösen Matte am besten Profit schlage.
Ich könnte schmuggeln oder mit dem Verschnitt Kissen ausstopfen. Limitiert auf 10.000 Stück.

Freitag, 18. September 2009

District 9

„…der hat jetzt mehr zu verlieren, als Hopfen und Malz. Ich hau euch mit brutalen Ritualen den Kopf in den Hals“ Dendemann



District 9 ist der neue Film von Peter Jackson, der Mann, der mit Meet the Feebles weltberühmt wurde. Danach kam im Grunde nichts mehr. Ein Buch hat er noch verfilmt und einen Klassiker wieder auferstehen lassen, aber wer hat das nicht?

Sein neuer Streifen aus der Sci Fi Ecke ist auf jeden Fall unterhaltsam.

Es ist ein visuell aufgemotztes Pottpüree aus der Serie Alien Nation und den Filmen Enemy Mine, die Fliege und Robocop. Wer den Film sich im Kino oder später auf DVD unter diesem Aspekt anschauen sollte, wird viele Parallelen entdecken.



Wir haben gestern die englische Originalfassung geschaut, zumindest zu 90 Prozent. Über die Deutsche, Synchronisierte Fassung wird einfach die englische Tonspur gelegt, die aber nicht durchgehend funktionierte. So kamen wir in den Genuss der deutschen Synchronstimme von Sharlto Copley. Ein Gequieke sage ich euch. Das war auch der einzige Grund in die Originalfassung zu gehen. Nachteil für die Amerikaner, die ebenfalls im Kino saßen, war die Tatsache, dass die untertitelte Aliensprache und die eingeblendeten Kommentare alle auf Deutsch waren. Mir kam das sehr entgegen. Große Englischkenntnisse brauchte ich nicht. Der Film erschließt sich einem von alleine.



Wenn man sich das Szenario vorstellt, Aliens stranden auf der Erde und ihnen wird Asyl gewährt, dann wird es wohl so kommen, wie Peter Jackson es in District 9 beschreibt. Besonders wenn man bedenkt, dass der Film in Johannesburg spielt. Gangs, die mit den Aliens handeln, Hightech Feuerwaffen gegen Katzenfutter. Aufstände der Bevölkerung und vertuschte Experimente. Das einzig spannende an dem Film ist, dass man die Gesinnung der Aliens bis zum Schluss nicht einzuschätzen weiß. Man ist ja an spektakuläre Wandlungen in den Charakterzügen oder im Storyboard gewöhnt worden. Man lauert immer auf den nächsten Spannungsbogen, wann fällt wer wem in den Rücken.



So ganz ohne Ekelelemente und brutalen „Killing Scenes“ kommt auch District 9 nicht aus. Letzte Woche gab es in Inglorious Bastards Enthauptungen und jetzt Splatter Effekte. Ich bin froh, dass der nächste Film eine Disney / Pixar Produktion ist. Da erwartet mich höchsten Fäkalhumor, aber auf den stehe ich ja.



Übrigens wundert es mich nicht, wenn District 10 bald gedreht wird. Es bietet sich an.

Samstag, 5. September 2009

Hohe Erwartungen

"Manche Erwartungen möchte ich einfach nicht erfüllen" Dendemann

"Nach dem Goldrauch
Gehe ich schlafen in meinem Bett aus Eis
Mit dem Wissen, dass ich gar nichts weiß
Mit dem Wissen, dass ich nichts kann
Ich bin ein Thomas und kein Thomas Mann" Fotos


In den Wochen, in denen ich mein Diplom schrieb, kam das Thema verschärft auf. Ich saß mit den anderen Diplomanten im PC Raum, wir zitierten aus Büchern, Zeichneten, spielten Slide-a-Lama und redeten über Arbeitsmärkte und Gehaltsgruppen. Mein Lieblingssatz zu dem Thema war: „Ich brauch keinen Arbeitsmarkt, sondern einen Arbeitsplatz.“ Da fiel den anderen nichts mehr zu ein. Mir selbst auch nicht.

Karriere und Geldverdienen, diese beiden Worte waren zu der Zeit omnipräsent. Auch meine Altersgenossen waren schon lange Gesellen oder beendeten gerade ihr Studium oder begannen eines, sodass das Thema immer aktuell blieb. Man vergleicht sich mit den anderen und die anderen vergleichen sich mit dir. Ständig. Nun ist es so, dass nirgends (außer im Bett vielleicht) soviel gelogen wird wie bei den beruflichen Angaben. Alles wird interessanter gemacht als es in Wirklichkeit ist.

Nun ist es so, dass nicht alle die perfekte Arbeitsstelle, mit super Kollegen, Dienstwagen, übertariflichen Gehältern, in der schönsten Stadt finden können. Die, die eine Arbeit fanden, haben mir aber immer genau das erzählt. Klar ist das verdächtig und man entschließt sich meist dazu ebenfalls zu lügen, anstatt ihnen das Bewusstsein für ihre Umgebung abzusprechen. Ich gebe es zu, ich fühlte auch schon eine gewaltige innere Zufriedenheit, als ich auf jemanden traf, der gnadenlos auf dem Arbeitsmarkt gescheitert ist. Da lügt mal einer nicht und wird von mir mit einem „was du brauchst ist kein Arbeitsmarkt, was du brauchst ist ein Arbeitsplatz“ abgefertigt. Nach dieser Erfahrung entschloss ich mich bei dem Karriereding nicht mehr mitzumachen. Das ist doch pervers.
Der größte Druck geht seitdem von mir selber aus. Den kann ich wenigstens einschätzen. Druck / Zeit < 1 schrieb ich in mein Notizbuch.

Seit dem Moment, in dem ich mich dazu entschlossen habe, meine derzeitige Arbeit als Job anzusehen, ist der Druck nicht weg, aber ich habe eine Ahnung davon bekommen wie Alternativen zu dem Modell Jung - Dynamisch – Erfolgreich aussehen könnten. Der Witz an der Sache ist, seitdem ich Ingenieur bin, reden plötzlich Frauen mit mir, die mich vorher nicht mal mit dem Arsch angeschaut haben. Das bilde ich mir auch ganz bestimmt nicht ein. Das gute, alte Klischee. Heimlich nenne ich diese Frauen Cora Schumacher.
Sie holen oft die Themen Karriere und Geldverdienen wieder hervor. Da mir diese Frauen ja egal sein können, übertreibe ich maßlos in den Gesprächen. Das Wort Reichtum fiel auch schon mal. Man kann es bei denen gar nicht auf die Spitze treiben. Der Satz „Ich bin es ja eigentlich gewohnt, dass Frauen mir teure Geschenke machen, aber bei Dir bin ich bereit eine Ausnahme zu machen“ wurde entweder völlig überhört oder als wohlgesinnte Geste gesehen.

Zum Glück gibt es genug Frauen, die mich schon vorher beachteten und vielleicht sogar achteten. Freundinnen nenne ich die dann. Den konnte ich die Sache mit dem „ein Job ist ein Job“ gut vermitteln. Obgleich sie mich vermutlich am liebsten am Kragen packen und mir unter Ohrfeigen eintrichtern würden, dass man so nicht durch das Leben kommt und außerdem wurde der Freund der Jaqueline schon wieder befördert. Nur so, ganz nebenbei.

So schwer es auch ist Frauen im heiratsfähigen Alter zu erklären, Geld allein mache nicht glücklich, noch schwerer ist es bei deren Eltern. Der Vater fragt bei jedem Besuch: „was macht die Arbeit, die Karriere, das Büro?“ Dem kannste ja schlecht sagen: „Läuft, ist ein netter Job, hält mich am kacken und Kino ist auch hin und wieder drin.“
Jetzt ist es so, dass man bei der Frage nach der Arbeitssituation nicht eine Sekunde mit der Antwort zögern darf, sonst hagelt es gut gemeinte Ratschläge.

„Junge, du musst ins Ausland gehen, da sind die gutbezahlten Arbeitsplätze.
Hier, der Nachbarsjunge hat die Fluglotsenschule mit eins abgeschlossen. Es ist schon schwer genug da überhaupt ranzukommen, die nehmen nur die Besten. Der kann sich den Arbeitsplatz aussuchen, der macht seinen Weg“

Fakt 1: Ich soll ins Ausland abgeschoben werden

Fakt 2: Ich soll durch einen Fluglotsen ersetzt werden

Fakt 3: Wenn mir das egal sein kann, bin ich da angelangt, wo keine Karriereleiter hinführt

Freitag, 4. September 2009

Warum Bremen nicht Hamburg ist

Untertitel: K(l)eine Liebeserklärung

„Ihr seid das Tor zur Welt, aber wir haben den Schlüssel.“ Werder Ultras

Der Vergleich liegt nahe und jeder der schon mal in beiden Städten zu Besuch war, erkennt die markanten Unterschiede sofort, dennoch möchte ich sie, und wenn nur für mich, einmal aufzählen.

Bremen ist sehr klein

Ich hatte bereits bei der Wohnungssuche das Gefühl alles von Bremen gesehen zu haben und dieser Eindruck wurde während der Außendienste von der Arbeit aus noch verstärkt. Obernstraße, Sögestraße, Böttcherstraße, Ostertorsteinweg, Schnoor… das war es. Im Grunde reicht es, wenn man als Tourist, und die werden ständig in Bussen angekarrt, meist in Form von Asiaten und Rentnern, diese Gegenden gesehen hat. Als Zugabe kann man noch den Roland und die Bremer Stadtmusikanten angrapschen, das war es dann aber wirklich endgültig.

Das Kulturprogramm ist entsprechend beschränkt. Das muss nicht zwingend mit der Größe der Stadt zutun haben, siehe Studentenstädte wie Göttingen oder Tübingen, aber das Ding ist eben, dass die ganz großen Ereignisse den Norden abdecken, indem sie in Hamburg stattfinden. Wenn ich in Bremen das Wochenende gestalten will, passiert in Sachen Prominenz nichts. Keine Auftritte, keine Lesungen, keine Insidertipps. Es ist nicht so, dass man sagen könnte, es sei irgendwo immer was los. Klar, man kann sich in die vollgemüllte Partymeile begeben und sich der Willkür der Türsteher ergeben, aber so was funktioniert nur drei- bis viermal im Jahr. Die Studentendisko Modernes ist auch gleichzeitig die teuerste Disko in Bremen. Wie das zusammenpasst verstehe ich selber nicht. Es muss wohl die Nachfrage sein, die die Preise in die Höhe treibt.

Prominenz gibt es in Bremen nicht. Selbst ein, zugegeben überdurchschnittlich talentierter, Fußballer wie Diego, durfte seine Handflächen in der Weserpromenade verewigen. Prominenz, die in Bremen geboren wurde, sucht nach den ersten Erfolgen oder gerade für den Erfolg das Weite, bzw. das Nächstliegende, nämlich Hamburg.

Bremen ist eine Hansestadt

Hätte Bremen nicht das H vor dem B im Nummernschild, wäre es Berlin. Das H steht für, wie wir alle wissen, Hansestadt. Dieser kleine Unterschied zu Berlin ist auch der sympathischste. Ich bin Fan vom Meer, Hafen und Möwengeschrei. Weniger von der Schifffahrt an sich, aber miterleben tue ich das alles gerne. Schließlich zahle ich Deichsteuer.

Wenn man die Schlachte entlang geht und die ganzen Namen der altertümlichen Gebäude, die damals zur Seefahrt gehörten, wie zum Beispiel die Baumwollbörse, die alte Waage oder das Kontorhaus, liest, dann kommt in einem schon ein maritimes Gefühl auf. Noch nicht einmal die Möwen muss man sich dazu einbilden. Die Weser ist zwar kaum breiter als in meinem Heimatdorf, es genügt aber für die Vorstellung, dass sie irgendwo ganz in der Nähe in die See münden muss. Mit etwas Fantasie und zusammengekniffenen Augen könnte man die Baukräne am Stadtrand als Hafenkräne ausmachen und sich vorstellen, dass sich dahinter etwas ganz Großes, Weitumfassendes auftut. Aber in Wahrheit kommt da bloß Bremerhaven.

Bremen ist die Landeshauptstadt von Bremen

Hat Bremen eigentlich einen offiziellen inoffiziellen Titel? Sowie Hamburg das Tor zur Welt oder Stuttgart die Autostadt oder Berlin die Hauptstadt ist? Falls nein, Mädchenstadt wäre mein Vorschlag. Das ist fern von Rotlichtmilieu gemeint, denn Bremen hat keines. Fast ausnahmslos höre ich aus der Damenwelt wie schön Bremen sei. Einzige Begründung: nicht zu groß, nicht zu klein. Noch nie habe ich von Jemand gehört, seine Stadt sei ihm zu groß. Die Welt ist ein Dorf, aber meine Stadt ist mir zu groß…?

Dennoch, irgendetwas muss ja dran sein weshalb sich Mädchen hier so wohl fühlen. Geht man mit diesem Gedanken, Bremen ist die Mädchenstadt, durch die Straßen, dann kann man nachvollziehen, wenn auch nicht unbedingt ergründen, warum der Name für Bremen gerechtfertigt ist. Ein anderer Gedanke der sich aufdrängt ist, Bremen ist die Stadt der Versehrten, aber das behalte ich lieber für mich.

Cheers im Maisfeld

Auch wenn im gestrigen Beitrag das Gepöbel ziemlich überhand nahm, darf man meine Meinung zu Bremen nicht falsch interpretieren. Ich mag die Mädchenstadt. Auch hier leben, ja bitte. Ich werde weiterhin die Touristen belächeln, die in der Böttcherstraße das Glockenspiel nur dann fotografieren, wenn es spielt, obwohl man den Unterschied auf den Fotos nicht sieht und den Huf des Esels habe ich bis heute nicht angegrabbelt. Nichtsdestotrotz werde ich immer ein zugezogener bleiben, dem das Gefühl nicht loslässt, dass jeder Bremer eigentlich viel lieber ein Hamburger wäre.

Donnerstag, 3. September 2009

Stop saying lol

"Pöbel ist die Woche" Daniel F.

Hin und wieder wird man Zeuge von Dialogen, Gesprächen oder eines Informationsaustausches ohne etwas dafür zu können. Oder man legt es darauf an, wie im World Wide Web. Das Internet ist voll von solchen zwischenmenschlichen Gehversuchen.
Kettenbriefe zähle ich schon gar nicht mehr dazu. Mittlerweile haben es ja fast alle begriffen, dass da nichts zu holen ist. Das hindert dieselben Menschen aber nicht daran irgendeinen ASCII Strichescheiß an jeder virtuellen Pinnwand weiterzuverbreiten.

Anerkennender Zuspruch wird mit „oh, will auch“ bekundet. Das hört man sogar in realen Gesprächen. Den Vogel hat letztens meine Schwester abgeschossen, die nicht lacht, sondern lol ausspricht. Die kann eh nur noch darüber lachen wenn jemand eine Tür an den Kopf bekommt.
Die lakonisch vorgetragenen Lebenszeichen entstammen der Revolution der Handys und deren bequemen SMS. Selbst das bekannteste Wort der Welt: Okey, wurde zu OK und ist mittlerweile bei K angelangt. Ich möchte mal wissen, wofür die gesparte Zeit genutzt wird? Doch nicht etwa um Blogs zu lesen! (um den Klugscheißern zuvor zukommen)

Die schlimmsten sind die, die versuchen sich davon abzusetzen und ihrem Kommentar oder Beitrag mit einer aufgesetzten Koketterie und Höflichkeit zu schmücken. Im Grunde natürlich wieder ironisch gemeint, nur halt einmal mehr gebrochen als alle anderen. Man siezt die betreffende Person, wird aber persönlich und am Ende des Dünnpfiffs folgt ein geschnörkeltes: Herzlichst Ihr/Ihre [Nickname]
Ekelerregend. Man darf nur hoffen, dass diese Leute im scheiß echten Leben mehr zu bieten haben als das.

Und was sollen die Moderationen zwischen den Kreuzchen, die früher als Multiplikationszeichen dienten? *sucht dieses Kreuzchen auf der Tastatur* Ich schätze mal das ist wieder so ein ironischer Kniff um die Lesegewohnheiten des gebildeten Kleinbürgers völlig zu untergraben. Wer auch immer den Leuten die Smilies gegeben hat (Forrest Gump?), schämt sich hoffentlich heute für das was er damit angerichtet hat.

Aber scheiß auf Ethik, Sittenverfall oder Infantilität.
Was mich richtig nervt, ist die Tatsache, dass die Menschen nicht mehr mit Kälte umgehen können. Der Standardausspruch eines jeden Heimkehrers: „Kalt hier, will zurück!“ Reaktion: „oh, will auch“
Es gibt nichts Uncooleres als frierende Männer. Das ist doch die einzige Gelegenheit den Kragen hochzuklappen ohne Dorfschick zu suggerieren und sie wird leichtsinnig vertan, weil über die Kälte gejammert werden muss. Wer friert bekommt keine Erkältung, sondern hat bereits ADS. Frauen bewußt ausgenommen, die frieren immer.

Den Königsweg kann ich euch auch nicht aufzeigen, kann aber den Tipp geben:
versucht doch mal im Netz so zu kommunizieren, als ob euch tatsächlich jemand dabei zuhören würde und Humphrey Bogart oder Clint Eastwood nicht das ständige Bedürfnis hätte, euch die Scheiße aus dem Leib zu prügeln. Danke für den Versuch.

Dienstag, 1. September 2009

Von Studentenpartys, Gespräche wie sie sein sollten mit Frauen wie sie sein sollten und der Unfähigkeit einen treffenden Titel zu finden Teil III

„Papa sagt der Zweck heiligt die Mittel
Mama sagt der Fleck heiligt den Kittel
Dende sagt der Text heiligt den Titel
Gib mir 3 ½ Minuten weil ich dich bitte“ Dendemann

Ich lehne mich mit dem Rücken gegen die breite Fensterbank. Ein kleiner, unkomplizierter Test, um zu sehen in wie fern Julia überhaupt Lust hat, auf mich einzugehen. Im Idealfall lehnt sie sich ebenfalls dagegen und wir verschwören uns gegen den getriebenen Rest. Wie so vieles, habe ich mir auch das abgeschaut. Funktioniert übrigens auch mit hinsetzen.

Sie lehnt sich tatsächlich daneben und wir reden darüber wie schwer es mittlerweile geworden ist aneinander zugefallen. Diesen ganzen Trouble den Frauen mit ihrem Aussehen haben und dass auf eine gute Anmache ungefähr 1000 schlechte kommen. Mir fällt spontan nur eine schnulzige Textzeile von Torch ein. „Liebe ist Frankreich und Paris, das bist Du.“ Oder so ähnlich. Naja, aber immer noch besser als das was sie von sich gibt.
Wenn Männer so etwas wirklich zu Frauen sagen, dann liege ich mit meinem „Ey Puppe“ im oberen Drittel. Als in ihrer Aufzählung der schlechtesten Anmachen „Ich hole Dir die Sterne vom Himmel“ drankommt, hake ich ein und probiere meinen ultimativen Weihnachtsfeieranmachspruch aus.
Achtung: „Ich hole Dir den Weihnachtsmann vom Himmel.“
Sie sagt, sie hätte noch nie soviel Talent gesehen. Wie sie das jetzt wohl schon wieder meint?

Ich erzähle ihr davon, wie mich Frauen immer ihren Freunden vorstellen. Wenn ich Glück habe mit Vornamen, sonst gerne nur den Nachnamen und mit nachgeschobenen Titel. Oft einen ausgedachten wie: „Deutschlands erfolglosester, bester Blogger“ oder „hat seinen eigenen Radiosender“ oder „Dipl. Ing.“ oder wie letztens im Zusammenhang mit Fußball: „genialer Techniker“. Vorname und Optik reichen scheinbar nicht aus. Erstrecht nicht, wenn der Freundeskreis aus Comiczeichnern, Vizeeuropameistern in Skateboarding, Fotografen, Musikern, Malern, Designern und Greenpeace Aktivisten besteht. Fuck. Da könnte mich selbst ein „das ist Thomas, das Vorbild einer neuen Generation“ nicht mehr retten.

Während ich mich echauffiere, gestikuliere ich wie wild mit den Armen in der Luft herum. Wenn mich so zwei Hobbysynchronsprecher, die in ihrer Freizeit Kung-Fu Filme neu vertonen, aus der Ferne beobachten würden, sie hätten ihre reinste Freude an dem Schauspiel. Ich mag mich ja auch nicht wenn ich so bin. Betrunken darf man alles, man darf sich selbst nur nicht dabei erwischen.

Ihr war es immer egal welche Außenwirkung ihre Freunde hatten. Ach was. Als ich diesen Satz höre, überlege ich zum ersten Mal wie alt Julia sein mag. Zwanzig oder einundzwanzig? älter kann ich sie mir nicht vorstellen. Herbeigesoffene Seelenverwandtschaften, dieser Mythos geht doch mit der Pubertät unter. Sie erzählt von einem Freund, der denselben Geschmack hat wie sie. Sie fragt ihn: „kennste die und die Band“ und er antwortet brav: „klar, find ich super“. Ich muss lachen und gebe ihr den Tipp die Frage mal umzuformulieren oder sie in einem Tonfall zu stellen, als wäre ihr deren Tourbus über ihren Fuß gerollt, mal sehen wie er dann antwortet. Man, so naiv. Schon wieder geil.

Zu spärterer Stunde ärgere ich mich, dass ich ihr nicht die ganze Zeit über recht gegeben hatte. Love is just an easy game to play.