Mittwoch, 5. August 2009

Lagerfeuermusik

"Ihr lieben Achtundsechziger
Danke für Alles - Ihr dürft gehn" Peter Licht

"So viele Jahre mit der Gitarre
So viel Melodie im Hirn
So viel Schweiß auf der Stirn
Ich lass es rocken" Der Junge mit der Gitarre

Wenn das Wetter es zulässt und man das Wochenende im Freien verbringen kann, gehört das Lagerfeuer dazu wie der Alkohol. Ausgeladen sei derjenige, der in diesem Zusammenhang einen Widerspruch erkennt. Holz und Fläche gibt es genug auf dem Dorf. In vielen Dörfern steht sogar irgendetwas mit Holz auf den Ortsschildern. Wir Kinder vom Dorf haben zum Glück eine gewisse Routine mit der Lagerfeueratmosphäre, sodass niemand anfängt pathetisch oder larmoyant zu werden. Sitzen, Trinken und Unterhalten mehr braucht es nicht. Als Bräuteabschleppkabinett sollte man ein Lagerfeuer nicht missbrauchen. Musik ist natürlich auch da, Musik sollte immer da sein. Die Musik darf oder soll sogar ruhig, pathetisch oder larmoyant sein, das funktioniert. Jack Johnson hat das Prinzip verstanden.
Mittlerweile ist es ja kein Problem einen iPod mit klangvollen Boxen dabei zu haben oder ein Baustellenradio oder einer parkt sein Auto in der Nähe. Fahren darf man ja eh nicht mehr.

Schlimm wird es, wenn jemand, meist männliche Vertreter, seine Gitarre oder sonstiges mitbringt. Diese Leute verlangen ein unglaubliches Maß an Aufmerksamkeit. Es ist ja wirklich schön, dass es Menschen gibt, die dieses traditionsreiche Instrument beherrschen, aber im Hintergrund agieren können sie nicht. Man denke an eine kleine Runde, da sollte Musik aus dem Off kommen und es ist eher unwahrscheinlich, dass der Herr Musiker seinen Stuhl (obwohl solche Leute konsequenterweise eine Decke dabei haben) nimmt und sich fünf bis zehn Meter weiter weg setzt. Zudem ist das Repertoire auf dem iPod, den Mixtapes oder dem viel erträglicheren Abendprogrammen der Radiosender um einiges größer und mannigfaltiger als das Notenblatt, das der Gitarre zu Weihnachten beilag.

Man hört „Under the Bridge“, „Creep“, „Wonderwall“, „Let it be“, wieder „Under the Bridge“, „Wish you were here“ und wenn man sich mal von Radiohead „Everyone can play guitar“ wünscht, ist gleich jemand beleidigt.
Oft wird man genötigt den Refrain mitzusingen. So was lockt doch nur Pfadfinder an und über die Textsicherheit und Qualität brauchen wir erst gar nicht zu reden. Unterhaltungen werden da unmöglich.

„Wer singt dieses Lied?“
„Oasis“
„Ja, genau und ich finde es sollte auch so bleiben!“

Live Musik am Lagerfeuer bringt Niemanden etwas, bis auf dem Interpreten selbst. Dabei verdienen sie in etwa genau soviel Prestige wie halbstarke Kids im Zugabteil, die lautstarke Musik aus dem Handy hören. Selbst zu Sheryl Crow oder KT würde ich sagen, Mädel, nice but unnötig.
Ich möchte Niemanden seine Illusionen eines romantischen Abends am Lagerfeuer nehmen und ich bin mir sicher, dass ein Thom Yorke den perfekt umsetzen würde, aber leider steckt immer etwas anderes dahinter wenn ein Instrument den Weg ins ans Lagerfeuer findet.

Bei uns kommt so ein Anfängerfehler nicht vor. Wenn es passiert, sind es fremde Leute, die eh einen schweren Stand haben und sich mit ihrem Hippieesken Verhalten völlig ins Abseits profilieren. Dann bringt doch stattdessen lieber einen Hund mit, danke.

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