Montag, 31. August 2009

Von Studentenpartys, Gespräche wie sie sein sollten mit Frauen wie sie sein sollten und der Unfähigkeit einen treffenden Titel zu finden Teil II

"Sie denkt: „Irgendwie ist er einfach zu still.“
Und er denkt: „ich bleib ruhig bis ich weiß, was sie will.“
Sie fragt: „Ey was haben wir Beiden noch vor?“
Er sagt: „Sag du es mir und ich leih dir mein Ohr.“
Sie fragt: „Hast du Lust mit mir Tanzen zu gehen?“
Und er denkt: „Keine Meinung, ist ganz schön bequem.“
Sie fragt: „Oder trinken wir noch 2,3,4?“
Er sagt: „Ganz wie du meinst, ja, ich bleib bei dir.“" Dendemann

Den Gastgeber habe ich längst abgeschrieben. Die Party ist wirklich gut besucht, da kann ich ihm auch egal sein. Julia hat ihre Mädchen gefunden. Ein gackernder Hühnerhaufen mit selbstgemachten Cocktails in ihren bemalten Fingern. Sie sehen alle recht gut aus. Frauen suchen sich immer Freundinnen, die vom Aussehen her mithalten können. Sie orientieren sich nur nach unten, um sich von dem hässlichen Entlein die Authentizität zu leihen - Schaut her, ich sehe vielleicht so aus, bin aber gar nicht oberflächlich. Ganz im Gegenteil, mit mir kann man sogar Spaß haben.
Es gibt keine Loyalität unter Frauen. Wenn die alle im ersten Semester sind, dann muss es ja einen Grund haben, warum sich ausgerechnet diese Clikke gefunden hat. Es hat alles einen Grund.

Ich stelle mich erst dazu, dann vor. Dabei versuche ich die Geschichte des VWL Studenten aufrecht zu erhalten. Bitte keine Fragen. Die Mädchen sind alle nett oder einfach nur nervös wegen des Studiumsbeginns. In der Überzeugung einen guten ersten Eindruck hinterlassen zu haben, schaue ich mich in der Wohnung um. Der zweite Raum wird als Dancefloor genutzt. Zum Glück tanzt Niemand. Alles wirkt sehr entspannt, keiner reißt sich ein Bein aus. In der Küche treffe ich Julia wieder. Sie bietet mir ein Oettinger an und verzieht verschwörerisch das Gesicht. Ich erzähle ihr, dass Oettinger im Ausland damit wirbt, Deutschlands beliebtestes Bier zu sein. Sie glaubt mir nicht.

In der Küche ist es, wie so oft auf Partys, am angenehmsten. Ich frage sie, ob sie den Song von Jona Lewie „you always find me in the kitchen at parties“ kennt. Kennt sie. Ich glaube ihr. Bei solchen Fragen kann man sowieso immer mit ja antworten, der Titel verrät doch schon was ich meine. In der Küche haben sich ein paar Mädels um einen Jungen mit Afrolook versammelt. Es ist der spanischer Erasmusstudent, wie mir erzählt wird.
Er erklärt den Mädchen wie man sich in seiner Landessprache zuprostet. Sie sind alle hellauf begeistert und geben mit ihren Spanischkenntnissen an. Ich wette, würde der perfekt deutsch sprechen, hätte keine mehr Bock auf den.
Julia meint, das schlimmste was man zu einer Frau sagen könnte, wäre: sei doch bitte nicht so deutsch. Da gebe ich ihr recht. Ich bin sogar der Meinung, dass man bereits einiges an Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschen Frauen feststellen kann. Richtig begründen kann ich die These nicht und schiebe es der Einfachheit halber auf das System.

Ich beobachte es immer wieder wie Frauen durchdrehen, wenn sie eine längere Zeit im Ausland verbracht haben. Alles ist besser, freundlicher, sonniger, schöner dort und dann fangen sie an mit den nervenden Storys von Kultur und der Geschichte des Landes und meinen eigentlich die Strandpartys im Oktober mit José. Wenn sie dann zurück in Deutschland sind, benehmen sie sich, als wäre ihr Leben hier nur ein Aufenthalt für sie. Sie fühlen sich heimlich überlegen und wenn das nicht so ein schlechtes Karma hätte, würden sie es laut herausschreien. Ich nehme mir vor dem nächsten Mädchen, das von ihrem spannenden Erasmusjahr erzählt, zu sagen, dass sie doch bitte nicht so deutsch sein solle. Das wird eskalieren

Was das schönste ist, das man zu einer Frau sagen könnte, weiß Julia jetzt gerade auch nicht.

Dienstag, 25. August 2009

Von Studentenpartys, Gespräche wie sie sein sollten mit Frauen wie sie sein sollten und der Unfähigkeit einen treffenden Titel zu finden Teil I

Prolog

"Tja und nach einigen Heineken
war er dann fit mich noch mal so richtig zu peinigen
er meint er repräsentiert sein Viertel und seine Party-Brüder
ich repräsentier die Welt wie Hardy Krüger“ Dendemann

Es heißt, irgendwo in der Parkstraße sei noch eine andere Party. Entweder ich schließe mich dem an oder bleibe hier. Hier kenne ich wenigstens einige, obwohl es darauf nun wirklich nicht ankommt. Nicht mehr. In der Küche finden die typischen Betrunkenengespräche statt. Wer wird deutscher Meister, welche Band beerbt Led Zeppelin oder ist der Rock ´n` Roll schon ganz tot und das Lieblingsthema Nebenjobs. Wenigstens drehen sich die Gespräche nicht mehr ums Studium. Gordon feiert in seinem Apartment in Göttingen den Beginn der Semesterferien. Gordon, so musste erstmal heißen. Mit dem Vornamen könnte er sich locker bei den Hollywood Stars einreihen. Nur in Zusammenhang mit Schauspielern habe ich Vornamen wie Harrison, Leonardo, Gwen, Vin, Val oder Jude gehört.I don’t know, should I stay or should I go?

Aus der Küche heraus beobachte ich, wie die mit Abstand attraktivste Mädchen auf der Party, natürlich wurden wir aneinander nicht vorgestellt, Gordon ist wahrscheinlich froh, wenn ich ihn nicht gänzlich blamiere, ihre Jacke in dem Wäschehaufen unter der Garderobe sucht.
Na, wenn das mal kein guter Grund ist die Location zu wechseln.
Ich nehme mir zwei Heineken aus dem Kühlschrank, ziehe meine Jacke vom Schrank, da oben kommt wenigstens keiner ran und verlasse das Apartment. Auf dem Treppenpodest hole ich das Mädchen ein.
"Hey, möchtest du auch zur Party in die Parkstraße?" "Ja, aber ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so genau wo die ist. Ich studiere erst seit diesem Jahr in Göttingen." "Ich schätze mal die ist gleich neben der Schlossallee."

Sehe ich da ein kleines Lächeln? Nein, definitiv nicht. Ich biete ihr eins der beiden Heineken an und öffne es fachgerecht mit dem Feuerzeug. In mein iPhone gebe ich die Adresse ein und lasse mir die Route berechnen. Das Ganze möglichst unauffällig. Das vorzeigen von Statussymbolen kommt bei jungen Studentinnen meist nicht so gut an. Zumindest nicht bei den tollen Studentinnen. Außerdem geht sie bestimmt davon aus, dass ich ebenfalls in Göttingen studiere und den Weg kenne. "Wir wurden uns gar nicht vorgestellt. Ich heiße Thomas." "Ich bin Julia. Studierst du mit Gordon zusammen VWL?"

Ich wusste gar nicht, dass Gordon VWL studiert. Überhaupt interessierte mich nie was er studiert oder wie sein Studium verlief. Unsere Gespräche waren immer auf einem anderen Niveau. "Ja."

Julia hat eine ungewöhnliche Technik, was das Biertrinken angeht. Sie bleibt für jeden Schluck stehen, geht einwenig in die Knie und hebt dabei kaum die Flasche an. Am liebsten würde ich ihr zurufen: Mädchen, lass die Schwerkraft die Arbeit machen. Als Freund von schnellen Urteilen, finde ich sie absolut klasse. Souverän steuern wir auf die Parkstraße zu. Die Musik ist bereits auf der Straße zu hören. Hier sind wir richtig. Vor dem Haus stehen rauchende Menschen und halten Julia die Tür auf. Ich setze meinen „Sie gehört zu mir“ Blick auf, indem ich gelangweilt wegsehe, und folge ihr ins Treppenhaus.
Uns kommen die ersten Betrunkenen entgegen, die Party scheint besser besucht zu sein als die von Gordon. Hoffentlich trifft Julia nicht zu schnell ihre Kommilitonen. Jetzt wieder alleine rumzustehen wäre nur schwer auszuhalten.

Der Flur ist voll von Studenten. Einige haben sogar keine Umhängetasche dabei.
"Wie heißt eigentlich der Gastgeber?" "Reik oder so." "Gibt es keine Menschen mehr mit vernünftigen Vornamen? So wie Du oder ich?" "Du meinst so Namen wie Heather und Chavie?" "Ja oder Gwen und Val."
Ein Lächeln! Sie will mal nach ihren Freundinnen schauen. Ich bringe mich produktiv ein und suche die Küche mitsamt Kühlschrank. In einem der beiden WG Zimmer treffe ich sie wieder und überrasche sie mit Alkohol.
"Bitte. Oh, 2Raumwohnung, schon gleich viel besser als dieser Minimal, den Gordon immer auflegen muss." "Danke. Ja hast recht, das Apartment war echt zu klein für so viele Leute."

Hä, war das jetzt ein Scherz oder wie? Ich gehe mal davon aus, soll ja noch was werden.

Donnerstag, 20. August 2009

Sturm und Drang

„Zum Wohl, mein Freund, kein übler Jahrgang, doch die Glut ist nicht aus, die Wut ist nicht raus vom Drüberlabern.“ Dendemann

Nachdem ich meinen Lehrvertrag unterschrieben hatte, beschloss ich, die mir in Zukunft übrigbleibende Freizeit und das neu eröffnete Konto dazu zu nutzen, die Wochenenden anstandslos zu zelebrieren. Zuvor war ich größtenteils vom Taschengeld abhängig und was die Bewegungsfreiheit anging, war ich an mein Fahrrad gefesselt. Unsere Dorfkneipe war unser „Draußen“, ansonsten enthielten wir uns der Öffentlichkeit. Freitags sah ich zu, dass ich rechtzeitig um 23 Uhr vor der Harald Schmidt Show hing. Freitags gab sich Harald immer besonders viel Mühe. Alkohol trank ich erst im Alter von 16 Jahren. Vorher entdeckte ich darin keinen Funken Würde. Besoffene Kinder eben. Dann kam Faserland. Soweit alles richtig gemacht.

Ich war 16 als ich meine Lehre begann. Viele Altersgenossen hätten an meiner Stelle einen Mofaführerschein gemacht, um, wenn schon nicht cooler, wenigstens mobiler zu werden. Meiner Meinung nach sind Mofas mobile Toiletten und haben auch genau soviel rebellisches Flair und außerdem, was sollte ich mit einem Mofa, wenn meine älteren Freunde gerade ihren Führerschein machten?

Der Beschluss „wenn ich schon arbeite, dann muss auch jedes Wochenende etwas losgemacht werden“ fiel im Suff. Wir waren alle auf Sturm und Drang gepolt, sodass ich nie wirklich nach den passenden Wochenendgestaltungen suchen musste. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie ich einst, zusammen mit Klöden und Lunchmann, in der Dorfdisco Bensemanns zugegen war. Gäste mit Gummistiefeln hatten hier freien Eintritt und es gab einen Shuttletrecker Service. Niveau egal, Musik egal, Menschen egal. So fängt es an und so hört es im schlimmsten Fall auch wieder auf.
Lunchmann war als Fahrer auserkoren. Zumindestens solange, bis Klöden und ich die ersten Wodka KiBa weg hatten.

Lunch: „Macht es euch was aus im Auto zu pennen?“

Machte es nicht. Lunchmann war letztendlich der vollste. Obwohl, wer will das noch beurteilen? Fahrer waren immer die anderen, meist die nahen Verwandten.

Über die zwei Jahre Lehre entwickelte ich eine unermessliche Belastbarkeit. Auf der Arbeit lernte ich selbst der stumpfsten psychischen Belastung stand zu halten und am Wochenende strotzte ich den physischen Herausforderungen. Stumpf ist Trumpf. Geist und Körper im Einklang.

Tatsächlich zog ich diesen Zustand die gesamten zwei Jahre lang durch und legte noch ein Jahr Fachabitur oben drauf, weil es gerade so lustig war.
In der Studienzeit wird alles gelassener angegangen, dachte ich mir. Es ist nun wirklich nicht mehr notwendig ein Gelage am Wochenende zu veranstalten, dachte ich mir. Ich muss ja nichts mehr ausgleichen, dachte ich mir. Studenten können eh nichts ab, dachte ich mir.
Heute denke ich, ich würde mich vor den richtigen Leuten lächerlich machen, wenn ich behaupten würde, die „Sturm und Drang Zeit“ sei endgültig vorbei.
Deshalb nenne ich es vorsichtshalber die „Wind und Bedürfnis Zeit“, was sich hoffentlich nie durchsetzen wird.

Mittwoch, 19. August 2009

Von Baumärkten, Blinde Kuh spielen und Duschschläuchen

„Provisorien halten ein Leben lang“ Homer Simpson

Ich war gestern im Baumarkt. Mit diesem Satz fangen 50 Prozent aller Stand up Programme selbsternannter Comediens an. Das Thema hat aber auch Potenzial. Traurig ist nur, die ganzen Klischees stimmen.
Ich war dort um mir einen neuen Duschschlauch zu kaufen, bzw. in der Erwartung überhöhter Preise, ganz einfach Gaffa Band. Mein alter Schlauch ist an der Sollbruchstelle zwischen Duschkopf und Schlauchanfang eingerissen und begrüßt mich seitdem jeden Morgen mit einem dünnen Wasserstrahl über den Duschvorhang hinweg, gegen die Badezimmertür.

Die Sanitärabteilung hatte ich schnell gefunden. Auch wenn ich einen Bogen laufen musste, weil die Gänge von fleißigen Mitarbeitern verstellt wurden, die die Regale voll oder leer räumten. Es hatte den Anschein, als ob es hier mehr Mitarbeiter als Kunden geben würde. Und ich dachte immer, man fände hier nirgends einen Angestellten. Bei den Badezimmerartikeln sprang mir ein Angebot ins Auge.
-Duschschlauch inklusive Luxus Massageduschkopf und gratis Duschradio (Batterien nicht enthalten)- für schlappe 10 Euro.
Daneben hing ein weiterer Duschschlauch im Angebot, solo, ebenfalls 10 Euro. Da würde ich doch gerne wissen warum ich nicht das Gesamtpaket für das gleiche Geld kaufen sollte. Als ich einen Mitarbeiter suchte, waren alle mit einem Kunden beschäftigt oder rannten in die andere Richtung. Während ich mir die Zeit vertrieb indem ich die Rückseiten der einzelnen Verpackungen durchlas, das Preisschild war natürlich genau über den deutschen Text geklebt, fragt mich ein genervt wirkender Mann, ob ich hier irgendwo einen Mitarbeiter gesehen hätte. Ich sagte ja und dass er gerade in diese Richtung (ich deutete irgendwo hin) verschwunden sei, als er ihn hat kommen sehen. Der Mann fluchte und ging weiter den Flur entlang. In dem Moment, in dem er abbog, strömten mindestens fünf Angestellte des Baumarktes wieder in die Sanitärabteilung. Es war wie bei dem Spiel „Blinde Kuh“. Ich schnappte mir einen von denen und fragte ihn nach dem Unterschied zwischen den beiden Produkten. Die Lebensdauer schwankt zwischen 2-3 Jahren, erklärte er mir. Ein für mich unüberschaubarer Zeitraum, dennoch kaufte ich den Markenschlauch.

Folgender Gedanke kam mir auf dem Parkplatz:

Wie soll das gehen, dass du als Mann in den Baumarkt gehst und genau weißt was du brauchst und das auch zu Hause in bester Handwerker Manier zusammen bastelst und gleichzeitig noch in den Kühlschrank schaust und genau weißt was man aus den Zutaten kochen kann, damit es schmeckt wie in einem Sternerestaurante. Dazu kommt, dass du dich mit Musik auskennen musst, einen spitzen Humor besitzen sollst, eine Bettgewalt darstellen kannst und belesen bist.

Das wird nicht klappen, aus mir wird nie ein guter Handwerker werden.

Ich stellte es mir recht leicht vor den Schlauch zu wechseln, leider habe ich mir das Ausmaß des Dilemmas vorher nicht sorgfältig genug angeschaut. Immer erst den kaputten Schlauch abmontieren bevor man in den Baumarkt fährt! Die Adaptermuffe vom Schlauchende zum Wasserventil ist völlig vergriesknaddelt. Ohne Werkzeug bekomme ich die nicht runter und ohne Einsatz eines Schraubstockes oder einer dritten Hand wird das auch nichts. Erst am Wochenende kann ich da mit schweren Gerät bei. Ein 18er Röbel Fröbel mit Schnörkranz oder ein Förmasterkröm sollte reichen. Bis dahin improvisiere ich. Das bedeutet auch, noch zweimal unter erschwerten Bedingungen duschen.

Ich frage mich, ob mein Vermieter die 10 Euro für den neuen Duschschlauch übernimmt? Oder wäre das für ein so empfindliches Verhältnis wie zwischen Mieter und Vermieter zu pedantisch?

Samstag, 15. August 2009

Nach Hause kommen

„Aber wo war noch mal hier?
Tja, genau genommen geht's nicht um die Richtung,
beides ist nach Hause kommen.
Trotzdem ist da hier und hier da geworden.
Im Westen nichts Neues, alles klar im Norden“ Dendemann

Dank Christian Kracht weiß ich, dass sich einem die Stadt vom Bahnhof aus erschließt. Sie lässt sich daran beurteilen, wie es sich anfühlt, wenn man aus dem Bahnhof tritt und in ihre Innenstadt geht. In Bremen ist es so, dass mir der Bahnhof sehr klein vorkommt, nicht nur im Vergleich zu anderen Großstädten. Die Menschen drängeln bereits an den Treppen zum Bahnsteig und ist man erstmal im Menschenstrom, wird am Ausgang wieder gequetscht und getrieben. Kein wunder, dass es einem zu eng verkommt.

Wenn ich an einem Sonntag nach Bremen zurückkehre, bin ich nie vom Wochenende erholt, sondern immer noch angeditscht vom vielen Feiern und dem Suff.
Wie ein gekochtes Ei, das vom Tisch fällt. Man kann es zwar noch essen, aber keinem mehr anbieten.
Nimmt man Kracht`s Maßstab, hinterlässt Bremen einen recht miesen ersten Eindruck. Vom Bahnhof aus in Richtung Innenstadt kommt erstmal eine Unterführung, darunter billiges Rotlichtmilieu und Fast Food Läden. Wer wo mehr reinspuckt kann man nur erahnen.

Die Straßenbahnstation ist an einem Sonntag, und sonst auch immer, überfüllt. Wenn nicht gerade meine S-Bahn einfährt, kann ich getrost zu Fuß gehen. Dort wartend rum stehen und angebettelt werden ist anstrengender, als die halbe Stunde Fußmarsch zu meiner Wohnung in der Neustadt und außerdem soll man ja die Stadt, das Leben zu Fuß erkunden.
Bevor man die Sögestraße erreicht, kommen reichlich Dönerläden, an denen man seinen Elektrolyte Haushalt wieder ausgleichen kann. Mein Rekord waren sage und schreibe drei Stopps an drei verschiedenen Buden bis ich vollgefressen auf dem Sofa lag. Das war aber auch kein normaler Tag.

Sollte ich am Freitag vergessen haben den Kühlschrank leer zu fressen, erwartet mich am Sonntagabend welkes Gemüse, hartes Brot und schwappeliges Obst. Es kam auch schon vor, dass ich nichts mehr zu trinken im Haus hatte. Ätzend wenn man vorher dehydriert im Zug saß. Ich war gezwungen mir beim Dönerladen um die Ecke eine 1 Liter Flasche Fanta zu kaufen. Nur 2 Euro, das ging noch in anbetracht meiner verzweifelten Lage. Aus dem Wasserhahn trinke ich nichts. Wenn schon kein Alkohol drin ist, muss es wenigstens sprudeln. Fanta ist natürlich flüssige Diabetes und nicht das Beste für den Nachdurst, Stichwort: Pappmaul, aber in der Not trinkt der Teufel eben sein eigenes Produkt.

Den Rest dieser angebrochenen Sonntage verbringe ich vor dem Fernseher. Selbst sonntags gibt die Prime Time selten etwas Gutes her. Besser man legt sich vorher DVDs zurecht oder man gibt sich im Netz die untertitelten Naruto Folgen der letzten Wochen. Früh ins Bett, oder wie in meinem Fall, überhaupt mal ins Bett, ist letztendlich der beste Grundsatz und meine größte Motivation für das „nach Hause kommen“.

Freitag, 7. August 2009

Fertig zum Schlagen

"Schenkt ihnen nichts. Aber nehmt ihnen alles was sie haben!" aus dem Film 300

Bloggern kann man privat so schön den Wind aus den Segeln nehmen, indem man ihren Monolog mit dem Satz „Heb dir das für deinen Blog auf“ unterbricht. Damit mir das nie passiert, lege ich mir eine vernichtende Antwort zurecht. In petto quasi. Schlagfertigkeit ist das, was du 24 Stunden vorher weißt.
Ansonsten fiebere ich dem Ende des Transfermarktes entgegen, also dem 01. September. Mir versauen die Wechselgerüchte und Ablösesummen den Saisonstart an diesem Wochenende. Ich habe heute gelesen, dass Real Madrid 252 Mio. Euro ausgegeben hat. Das bedeutet, dass aus dem 300 Mio Euro Etat des Herrn Peréz noch 48 Mio. übrig sind. Dann sollen die Bayern doch Franck für das Geld hergeben und oben drauf noch Snjider oder meinetwegen auch Van der Vaart fordern. Eingespielt hat sich Franck mit der neuen Bayern Elf unter dem neuen Trainer auch noch nicht und auf der 10er Position spielen die beiden Holländer vermutlich eh effektiver. Zudem kennen sie van Bommel aus der Nationalmannschaft, was den Spielfluss aus der Abwehr heraus in den Angriff sicherlich fördert. Für mich ist das nur sinnig. Solche Personalentscheidungen sind sowieso nur auf internationaler Bühne von Relevanz. Was interessiert es einen Maik Franz von Eintracht Frankfurt, ob Franck Ribery oder Wesley Snjider auf ihn zudribbelt? Der überlegt nur „faulen oder durchwinken?“. Leider ruft mich keiner der Big Bosse aus München mehr an. Mich macht das wirklich nervös.
Heute auf der Arbeit bei einem "Mieter" vorgefunden. Einen IN DIANA JONES Flipper Automaten. Goiles Gerät. Man beachte den Kugelabschussmechanismus getarnt als Revolvergriff. Ich wette das Ding hat auch die Titelmelodie drauf. Leider konnten wir es nicht flippern lassen. Hätte irgendwie unprofessionell auf den Mieter wirken können. Er schaute schon so mißtrauisch auf meine Charlie Harper Shorts.
Internet User unterzeichnen doch so gerne Petitionen via Mausklick oder verlinken diese zumindest mahnend. Ich wäre dafür, dass man das Wort „nicht“ in Zukunft so schreibt: nciht. Das ist mein absoluter Lieblingszweifingerschreibstilvertipper. Würde die Schreibweise sich ändern, müsste ich nciht mehr soviel nachbessern. Natürlich steht es mir frei wie ich was schreibe, aber wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, will man auch weiterhin alles richtig machen.
Was gibt es sonst noch? Dieser Blogeintrag ist der 300. Yeah. Was auch das dümmliche Zitat am Anfang erklärt. Das Teil kommt total unscheinbar daher. Das Wetter ist zu gut und das Wochenende verspricht einiges an Glückseligkeit, sodass ich mich erstmal ausloggen werde. Schönes Wochenende wünscht Dein Lieblingsmensch.

Donnerstag, 6. August 2009

Lanzenbruch

Es gibt Personen, die von der Öffentlichkeit gewaltig unterschätzt werden. Für diese Menschen möchte ich eine Lanze brechen, wie man so schön sagt.

Wem besonders der Rücken gestärkt gehört sind...



Uli Hoeneß



Uli hat einen gewaltig schlechten Stand in der Gesellschaft. Er ist wie die Bildzeitung. Man kann unmöglich alles ernst nehmen, aber der Sportteil ist gut. Oft werden Uli´s Taten vom Proletariat zerredet, das nur wenig Ahnung vom Fußball hat. Gegen Hoeneß zu sein, suggeriert den meisten Sportanhängern ja bereits eine gewisse Kompetenz. Glauben sie. Noch heute wird ihm gerne der verschossene Elfmeter im EM Finale 76 vorgehalten. Wenn einem ein verschossener Elfmeter über 30 Jahre später noch verfolgt, dann kann man davon ausgehen, dass man sonst alles richtig gemacht hat. Was das Fußballmanagement angeht, ist Uli der Beste in Deutschland. Vielleicht sogar der Beste der Welt und seiner Zeit weit voraus. Erfolg kommt nicht von ungefähr.

Ihm und seinem FC Bayern wird ständig Arroganz nachgesagt, ich habe aber nicht die geringste Vorstellung, wie sich die äußern soll und würde das gerne mal erklärt bekommen. Wenn er vor der Saison sagt, er wolle Meister werden, dann ist das doch nur realistisch und für die Fans genau das, was sie hören wollen. Erstrecht wenn der Verein FC Bayern heißt. Er hat sehr oft recht mit seinen Aussagen, auch wenn sie unpopulär sind. Öfters als andere aus dem Bundesligaumfeld, dabei haben die viel seltener die Gelegenheit Blödsinn in die Kamera zu palavern und lassen sich die Chance dennoch nicht nehmen. Der Fall Daum zum Beispiel.

Zudem ist Hoeneß unheimlich unterhaltsam und hat auch einen guten Humor, man muss sich nur die Sendungen anschauen, in denen er nicht von dilettantischen Journalisten auf das kommende Jahrhunderttalent oder der Stimmung im Stadion angesprochen wird.

Bayern ist der einzige Verein mit richtigen Fans, alle anderen Fans sind eine Mischung aus bequemer Antipathie gegenüber Bayern und Lokalpatriotismus...

So fühlt es sich an, wenn einem ständig Vorwürfe wegen seiner Vereinsloyalität gemacht werden.

Für jedes Argument dagegen, gibt es auch eins dafür!



Deutsche Synchronsprecher



„Ey, du musst dir das englischsprachige Original angucken!“ Wie ich diesen Satz hasse. Als ob die jedes Wort verstehen würden was da geredet wird, bzw. die Hintergründe der Gags sofort durchleuchten, weil sie jede amerikanische oder englische B-Prominenz auf die angespielt wird, kennen. Wenn ich englische Originale gucke, fällt es mir schwer hundertprozentig in den Film einzutauchen. Ich kenne die englischen Originalstimmen nur aus Interviews oder Making of Sendungen und assoziiere sie auch damit. Wenn ich also einen Film auf Englisch sehe, warte ich jedes Mal darauf, dass gleich die Kulisse umfällt oder der Regisseur „CUT“ ruft oder mir jemand aus dem Off erklärt was da gerade geschieht. Dazu kommen nervig gebrabbelte Akzente, bei denen ich endgültig passen muss. Mir macht es keine Freude einen Film in der Originalsprache zu sehen und ich schätze, dass diejenigen, die behaupten ihre Lieblingsserie im Originalton zu schauen, heimlich zu Hause die Synchronisierte Fassung im Regal stehen haben und nur bei Besuch die Tonspur wechseln.



In Deutschland wird sich, was die Synchronisation angeht, noch richtig viel Mühe gegeben. Die größte Fehlerquelle ist dabei die Übersetzung. Es ist unheimlich schwer den Insider Gag ins deutsche zu übertragen. Shit happens... Scheiße passiert.

Die Simpsons ist ein gutes Beispiel. Da wird ein Subway Sandwich mit U-Boot Sandwich übersetzt und einem eine Halfpipe als Halbröhre verkauft. Wer sich da nicht denken kann was gemeint ist, sollte Serien via Stream im Internet schauen. Viele Gags aus den Zeichentrickserien kann man prima auf den Alltag übertragen. Mach das mal, wenn du im Kopf den Gag erst sinngemäß übersetzen musst. Da darfst du dich aber des Öfteren mit einem „Im Original ist das wirklich voll lustig“ rechtfertigen. Zumal keiner weiß, was du eigentlich meinst.



Die Stimmen selbst sind besser und fassettenreicher als die englischen, auch weil nicht eine Person gleich zehn Rollen übernimmt und so die Tonlagen auch mal ändern darf ohne gleich wie ein Nebencharakter zu klingen. Homer Simpsons deutsche Synchronstimme Norbert Gastell gilt unter Kennern sogar international als die Beste und wer möchte mir erzählen, dass Marge sich auf Englisch besser anhört als Elisabeth Volkmann´s Version? Als ich das erste Mal etwas von Ice Age gesehen habe, dachte ich, es wäre eine deutsche Produktion. So gut passt Ottos stimme und Wesen zu Sid dem Faultier. Ich habe keine Lust mir das vom Original versauen zu lassen.



Bei Lost, einer Serie bei der man in jeden Satz eine Anspielung hineindeuten kann, ist es wichtig, dass der Satz inhaltlich richtig übersetzt wird. Was aber viele beim Original schauen vergessen ist, dass sie selber es ja auch übersetzen müssen und nicht wie selbstverständlich das richtige dabei herauskommt. Ganze Foren werden damit vollgeschrieben wie welcher Satz übersetzt welchen Sinn ergibt. Na da macht das Original schauen ja richtigen Spaß. Ich halte die deutschen Synchronisationen für sehr gelungen, da lohnt sich auch das warten auf den deutschen Release. Hört euch mal spanische Fassungen an, die haben nur einen Synchronsprecher für alles. Das letzte Wort in diesem Fall hat Santiago Ziesmer.



Dorfjugend



Die Jugendlichen auf den Dörfern haben einen schweren Stand bei den Städtern. Früher, vor den DSL Leitungen und der Revolution des Internets im Allgemeinen, mag das auch gestimmt haben. Ich bin auf einem Dorf aufgewachsen und das sehr behütet. No alarms and no surprises and no allergies. Man lernte die Tugenden und die dazugehörigen Menschen besser kennen als sonst irgendwo. Man hat ja auch nichts anderes, weshalb Freundschaften noch gepflegt werden. Ich habe die Zeit für die Charakterbildung effektiv genutzt.

Meiner Meinung nach muss ein Kind die Chance gegeben werden Buden zu bauen, von Bäumen zu fallen und sich im Wald zu verlaufen. Es spricht nichts dagegen in großen Häusern aufzuwachsen, mit großen Gärten und viel Platz drum herum. Wir Dorfkinder mussten sicherlich mehr schuften, aber geschadet hat das keinem von uns. Heute weisen Manager und Politiker sogar auf ihren Stallgeruch hin, um kompetenter und vertrauenswürdiger zu wirken.

Die schönsten Kindheitserinnerungen von Jugendlichen aus einer Metropole sind gewiss der Abenteuerurlaub auf dem Bauernhof oder die Reitstunden auf dem Ponyhof, der in den Sommerferien besucht wurde oder die Kinderserien von Astrid Lindgren oder „Die Kinder vom Süderhof“. Der Hof als großes Plus des Dorfes.



Jetzt, wo allmählich jedes 100 Seelen Kaff mit der Außenwelt via Internet verbunden ist, unterscheiden sich Dorfkinder kaum noch von den Städtern. Das Konsumverhalten kann man im Netz schnell anpassen und auch die Informationen, die man benötigt, um auf dem aktuellsten Stand der Subkulturen zu bleiben, holt man sich per Knopfdruck. In Bremen treffe zwangsläufig auf Menschen die in der Stadt groß geworden sind und muss feststellen, dass viele doch sehr langweilig sind. Die Fähigkeit sich für etwas zu begeistern wird von ihnen mit Naivität verwechselt und sowieso fehlt es denen an Kommunikationsbereitschaft. Mir gefällt es sehr gut einen Zugang zu beiden Lebensmodellen zu haben und weiß dass es den anderen, die vom Dorf in die Stadt gezogen sind, genauso geht. Feldwegpartys sind eine Lebenseinstellung und wir sind viele.

Mittwoch, 5. August 2009

Lagerfeuermusik

"Ihr lieben Achtundsechziger
Danke für Alles - Ihr dürft gehn" Peter Licht

"So viele Jahre mit der Gitarre
So viel Melodie im Hirn
So viel Schweiß auf der Stirn
Ich lass es rocken" Der Junge mit der Gitarre

Wenn das Wetter es zulässt und man das Wochenende im Freien verbringen kann, gehört das Lagerfeuer dazu wie der Alkohol. Ausgeladen sei derjenige, der in diesem Zusammenhang einen Widerspruch erkennt. Holz und Fläche gibt es genug auf dem Dorf. In vielen Dörfern steht sogar irgendetwas mit Holz auf den Ortsschildern. Wir Kinder vom Dorf haben zum Glück eine gewisse Routine mit der Lagerfeueratmosphäre, sodass niemand anfängt pathetisch oder larmoyant zu werden. Sitzen, Trinken und Unterhalten mehr braucht es nicht. Als Bräuteabschleppkabinett sollte man ein Lagerfeuer nicht missbrauchen. Musik ist natürlich auch da, Musik sollte immer da sein. Die Musik darf oder soll sogar ruhig, pathetisch oder larmoyant sein, das funktioniert. Jack Johnson hat das Prinzip verstanden.
Mittlerweile ist es ja kein Problem einen iPod mit klangvollen Boxen dabei zu haben oder ein Baustellenradio oder einer parkt sein Auto in der Nähe. Fahren darf man ja eh nicht mehr.

Schlimm wird es, wenn jemand, meist männliche Vertreter, seine Gitarre oder sonstiges mitbringt. Diese Leute verlangen ein unglaubliches Maß an Aufmerksamkeit. Es ist ja wirklich schön, dass es Menschen gibt, die dieses traditionsreiche Instrument beherrschen, aber im Hintergrund agieren können sie nicht. Man denke an eine kleine Runde, da sollte Musik aus dem Off kommen und es ist eher unwahrscheinlich, dass der Herr Musiker seinen Stuhl (obwohl solche Leute konsequenterweise eine Decke dabei haben) nimmt und sich fünf bis zehn Meter weiter weg setzt. Zudem ist das Repertoire auf dem iPod, den Mixtapes oder dem viel erträglicheren Abendprogrammen der Radiosender um einiges größer und mannigfaltiger als das Notenblatt, das der Gitarre zu Weihnachten beilag.

Man hört „Under the Bridge“, „Creep“, „Wonderwall“, „Let it be“, wieder „Under the Bridge“, „Wish you were here“ und wenn man sich mal von Radiohead „Everyone can play guitar“ wünscht, ist gleich jemand beleidigt.
Oft wird man genötigt den Refrain mitzusingen. So was lockt doch nur Pfadfinder an und über die Textsicherheit und Qualität brauchen wir erst gar nicht zu reden. Unterhaltungen werden da unmöglich.

„Wer singt dieses Lied?“
„Oasis“
„Ja, genau und ich finde es sollte auch so bleiben!“

Live Musik am Lagerfeuer bringt Niemanden etwas, bis auf dem Interpreten selbst. Dabei verdienen sie in etwa genau soviel Prestige wie halbstarke Kids im Zugabteil, die lautstarke Musik aus dem Handy hören. Selbst zu Sheryl Crow oder KT würde ich sagen, Mädel, nice but unnötig.
Ich möchte Niemanden seine Illusionen eines romantischen Abends am Lagerfeuer nehmen und ich bin mir sicher, dass ein Thom Yorke den perfekt umsetzen würde, aber leider steckt immer etwas anderes dahinter wenn ein Instrument den Weg ins ans Lagerfeuer findet.

Bei uns kommt so ein Anfängerfehler nicht vor. Wenn es passiert, sind es fremde Leute, die eh einen schweren Stand haben und sich mit ihrem Hippieesken Verhalten völlig ins Abseits profilieren. Dann bringt doch stattdessen lieber einen Hund mit, danke.