Donnerstag, 14. Mai 2009

Über die Blogosphäre

„Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ 1. Gebot

„Dein Lohn, mein Sohn, Du kannst der nächste sein, muss man zwar Texte schreiben, aber keine Angst, da wächst Du rein.“ Dendemann


Dieser Text krebst schon seit längerem auf meiner Festplatte herum. Des Öfteren im Detail umgeändert, nur um dann letztendlich komplett neu geschrieben zu werden.

„Das Fundament“

Ich habe mich bisher aus der so genannten Blogosphäre gerne rausgehalten. Ich habe nie bei anderen Kommentiert und habe selber nie einen anderen Blog verlinkt, es sei denn, es handelte sich um einen Freund (aus dem realen Leben). Nach der „ein Herz für Blogs“ Aktion klingt das wenig glaubwürdig.

Die Themen Blogs machen einen guten Job, was das recherchieren von Informationen angeht. Oft wird das noch in einem amüsanten Kontext gebracht. Somit haben sie für mich ihre Daseinsberechtigung. Die müssen sich ihre Leser nicht erst erziehen. Diese Form der Blogs betrachte ich deshalb auch nicht als Bestandteil der Blogosphäre. Sympathiepunkte sammeln ist hier zweitrangig, der Nutzen steht im Vordergrund. Löblich. Löblich ist es auch, dass keiner großartig politisch in seinen Texten wird. Ausgenommen die Politik für den kleinen Mann. Die wirkliche Ahnung möchte ich auch niemanden, der einen Blog betreibt, zusprechen. Wer weiß schon welche Lobby wen bezahlt. Heißes Thema, Finger weg. In China gehen Politik Blogger ins Gefängnis, das ist der Maßstab der Dinge. Dagegen klingt jede Aufregung in Deutschland wie eine Lappalie.

„Ich gehe gerade mit meinem Hund raus und danach esse ich einen Apfel!"

Auch ich habe einen Account bei Twitter. Aus Neugierde. Als erstes kamen die ganzen Spam „Follower“, die ihren Scheiß anpreisen wollen. Da weiß man gleich, dass diese Plattform erschlossen ist. Bis heute weiß ich nicht, warum Menschen wissen möchten, was ihnen völlig fremde, uninteressante Personen des privaten Lebens gerade denken oder machen. Vielleicht suchen die einen Vergleich nach unten oder Bestätigung oder es ist schlicht und einfach der gute, alte Voyeurismus.

Wenn mal jemand etwas einfallsreiches „twittert“, hyperinflationiert dieses sofort zum geflügelten Wort. Ähnlich den Studivz Gruppen, bei denen sich viele ihren Humor und ihre Schlagfertigkeit ausborgen. Bonmots werden ironisiert, alle stellen sich dümmer als sie glaubhaft sein können und alles nur um sich aneinander zu gefallen. Wer weniger als 100 „Follower“ hat, dem sitzt die soziale Verachtung im Genick.
Meinen Account habe ich, sage und schreibe, nie benutzt, wenn ich was zu sagen habe, dann doch denen, die wirklich etwas damit anfangen können.

„Die Avantgarde des guten Geschmacks“

Was mich wirklich zusehends langweilt, sind die privaten Blogs, wie meine Mutter einen betreibt. Professionell gemacht, gut aufgezogen mit bunten Buttons und alles was das Web 2.0 hergibt. Leider sind die Texte, und das muss man mal deutlich sagen, scheiße. Selten bis nie ein Lacher, angestrengte Schreibe, oft peinlich, nichts zitierbar, keine Ideen, absolut feige formuliert und ironisch bis in den letzten Pixel.

Dazu passen die Kommentare. Es kommentieren immer dieselben „Kollegen“ denselben Scheiß. Die Ironie wird gebrochen, einmal, zweimal, dreimal und das nachdem der Autor die Ironie bereits zweimal über die Tastatur erbrochen hat.
Wenn man Kommentare schreiben kann, dann sind sie auch erwünscht. Aber bitte wer freut sich über ein „jaha, das kenne ich auch“ oder „bin derselben Meinung“ oder oder oder? Nie ein „So ist es!“ oder „das musste mal gesagt werden!“ Es würde einfach nicht passen.
Die kommentierenden Blogger stehen auch alle in den sich ähnelnden Blogrolls und blasen sich gegenseitig den Zucker in den Arsch. So würde ich reagieren, wenn ich möglichst viel Laufkundschaft als Leser bevorzugen würde.

„Aber es sind doch nur Blogs“ wird jetzt so mancher denken und genau so sollte man diese auch behandeln, nur als Blogs. Viele sind auf einem Level mit selbstgemalten Bildern der eigenen Kinder zu Weihnachten. Die „Eltern“ schätzen das anders ein, besser oder ironisch oder niedlich oder noch viel schlimmer. Wenn man das mal mit der ersten Liga der Kolumnisten vergleicht, die schon Blogeinträge schrieben, als es noch keine Blogs gab, ich würde mich neu orientieren. Blogger erinnern mich an die Kandidaten bei DSDS, die überhaupt nicht singen können und das nicht einsehen wollen. Wenn ich mir das anschaue, dann nur gezwungenermaßen und nie die Vorrunden. Erstaunlicherweise werden gerade die untalentiertesten Teenager von denjenigen bevorzugt, die auch die Fernbedienung in der Hand halten. Das sei witzig. Es scheint eine gewisse Faszination zu beinhalten, textlich so dermaßen zu scheitern. Ich dagegen winde mich in der Sofaecke und habe Angst, dass ich nie wieder unbeschwert einen Lauren Hill Song hören kann. Dann lieber Saw I – V.

"Nein ich singe nicht gut, aber ich tue es gern, weil ich den Scheiß liebe wie eine Schmeißfliege." Falls mir jemand mit einem Dendemann Zitat zuvorkommen möchte... Singt und schreibt soviel ihr wollt.

„Tell me what it takes to be number one“

Tatsächlich kamen auch bei mir mal die Themen Geld und Mainstream auf. Natürlich. Ich wollte wissen wie viel und womit. Eine der Vorraussetzungen wäre gewesen, nicht mehr zu fluchen. Wer schon mal versucht hat meine Seite von einer Bibliothek aus aufzurufen, wird enttäuscht werden. Ich kenne die Liste der bösen, jugendgefährdenden Wörter nicht, aber scheinbar benutze ich sie ganz gerne. Das finden viele nicht besonders förderlich. Klar. Die Zweite Auflage ist es, niemanden zu diskriminieren! Spätestens da wurde es mir zu albern. Sollen die Werber sich doch an Menschen halten, die bereit sind sich zu verkaufen. Schließlich gibt es genug bloggende Webdesigner.

„Opferrolle Rückwärts“

Ich werde das Thema für mich neu überdenken und vermutlich den Blog (mit seinem kranken Scheiß) auf meinen Bekanntenkreis beschränken. Eine Gegenbewegung zur Blogosphäre. Cool im Underground agieren, wie die Rapper, die nicht rappen können.
Zu wissen für wen man es tut und bei wem man den Büroalltag aufhellen darf ist schon Triebfeder genug. Ich halte es für wichtig, dass ein persönlicher Bezug zu mir besteht, weil ich auch keine Lust habe alles zu verallgemeinern oder komplett auf Insider zu versichten. Wenn man betrachtet, dass ich mit dem Bloggen angefangen habe, weil ich keine seitenlangen eMails mehr an die fünf bis sechs Freunde, die ich in meinem Mailverteiler habe, verschicken wollte, sondern am besten an alle, ist das hier schon sehr gewachsen. Ich meine, ich habe ja noch nicht einmal ein Impressum eingerichtet und der Feed Reader scheint auch nicht zu funktionieren. Den Counter habe ich ebenfalls gelöscht. Laufkundschaft bleibt weiterhin ein netter Nebeneffekt und ist herzlich willkommen, solange sie sich die Schuhe ausziehen. Also fühlt euch elitär!

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