Mittwoch, 6. Mai 2009

Plattenbörsen

"DJ bekommen den Scheiß doppelt zum halben Preis" Dendemann
"ich kauf mein schwarzes Gold second hand im Vinyl West
oder bei Freddys Record Store direkt aus Übersee
bevor ich zum Thomilla rübergeh'
um abzuhängen in relaxter Atmosphäre
hör' die begehrte Ware von der ich mich fast bloß ernähre" Massive Töne

Vor Jahren bin ich noch mit einem Kumpel regelmäßig zu Plattenbörsen nach Hamburg oder Hannover gefahren. Es gibt Menschen, mit denen möchte man nicht so gerne Plattenbörsen besuchen, weil die einen zu ähnlichen Musikgeschmack haben und somit eine Konkurrenz an den Plattenregalen darstellen. Mit Manuel hingegen ging das ganz hervorragend, er wusste sogar was mir in meiner Sammlung noch fehlte und ich schwatzte ihm dafür Michael Jackson Platten auf.

In den heruntergerockten Veranstaltungsorten sitzen urige Typen, die in Wuppertal oder Oldenburg ihren Plattenladen betreiben, mittlerweile auch übers Internet, und freuen sich darüber, wenn sie ein Gesicht wiedererkennen. Es sind überall dieselben Freaks, völlig Lost in Music, denen man ihre Rocker Vergangenheit regelrecht ansieht. Deren Sortiment kennt man schnell auswendig, dennoch gehe ich gerne zu deren Ständen, nur um eine Geschichte erzählt zu bekommen, wenn man sich ein Plattencover länger als drei Sekunden anschaut. Es folgt eine Anekdote über die Band, der Entstehung des Covers oder eine wilde Verschwörungstheorie über den Verbleib des Drummers. Nette Leute, die sich bei einem „Ach was?“ meinerseits zum Glück nie verarscht vorkommen. Originale halt.

Das Gegenteil sind jüngere Geschäftsleute, die mal DJ waren oder billig in England oder Amerika einkaufen und ein kleinen, hartnäckigen Aufkleber mit der Aufschrift „US Original“ direkt auf die Plattencover platzieren. Die wollen dann auch mal schnell 40 Euro für eine langweilige Single haben. Singles werden ja auch anders versteuert. HAHAHA. Der Fluch der Steuerklasse 1. Bei solchen Leuten schaue ich eigentlich nur nach Musik, an der in Deutschland nur sehr schwer heran zukommen war oder irgendwelche Promo Sachen, auf denen groß geschrieben steht: Nicht für den Verkauf. Da habe ich schon so manches Schnäppchen machen können.

Nie gebe ich dort das große Geld aus. 10-20 Euro mehr nicht. Ich setze mir kein Limit, aber es ist halt so, dass man genau weiß was man haben möchte und höchstens noch Geld für Experimente ausgibt. Nur noch selten findet man eine Perle, bei der man ins grübeln kommt, ob sich die Investition lohnt. Der Gedanke, dass es da draußen so viel gute Musik gibt, die man niemals zu Gehör bekommen wird, wurmt einen schon ganz schön. Die Recherche ist zu zeitaufwendig und man hat ja nicht immer jemanden zur Hand, der einem gezielt auf die guten Bands hinweißt. Damit mich der Gedanke nicht durchdrehen lässt, habe ich mir, was mein Konsumverhalten in Sachen Musik, Buch und Film angeht, eine gewisse Selektion angewöhnt.

Film: Bei Filmen ist es einfach. Ich bin der Meinung, dass man alle guten Filme in einem Leben schauen kann. Man muss nur jemanden finden, dessen Urteil man vertraut, bzw. professionellen Kritikern glauben schenken, der gute Geschmack kommt von alleine. Ich bin auf einem guten Weg, obwohl ich noch nie der Pate 1-3 gesehen habe (WAAAS?). Das hebe ich mir für harte Zeiten auf.

Buch: Bei Büchern ist es weitaus schwieriger. Man schafft niemals alle guten Bücher, in einem Leben voller Interessenvielfalt, zu lesen und vor allem, welche sind die guten? Es gibt eine Liste der Bücher, die man mal gelesen haben sollte. Hm, ist oft nicht mein Interessenfeld und nur damit ich mitreden kann, ist mir das Durchquälen nicht wert. Für mich habe ich folgende Selektion getroffen:

-Keine Krimis
-Keine Bücher, die von Frauen geschrieben wurden
-Science Fiction nur wenn es sich um veraltete Zukunftsvisionen handelt (zum Beispiel: 2001 Odyssee im Weltraum, 1984, Schöne neue Welt, Krieg der Welten usw.)

Den Rest muss man einfach versuchen und den Mut mitbringen es nach 20 Seiten auch wieder weglegen zu können.

Musik: Bei Musik gibt es keinen richtigen Guide. Jedes Genre hat seine Stars. Trotzdem lasse ich Techno und Volksmusik weg. Osteuropäische Musik kann man auch ruhigen Gewissens auslassen. Bei Jazz habe ich mich damit abgefunden, dass es ihn gibt, er mir oft gefällt, ich aber noch mal 25 Jahre brauchen werde, bis ich damit so vertraut bin, wie zum Beispiel mit dem HipHop. Wenn es mir gefällt, frage ich nicht mehr nach was gerade gespielt wird. Ich höre es mir gerne an und das war es. Ansonsten nehme ich die meisten englischen Bands, die bei ihrem Release von Chucks tragenden, unglaubwürdigen Mädchen schnell hochgejubelt werden, nur um danach wieder in der Versenkung zu verschwinden, nicht so ernst. Geht auch gar nicht, wenn man Oasis und Radiohead als Maßstab benutzt.

Samstag ist wieder eine Plattenbörse in Bremen. Was mich angeht, ich muss unbedingt in Sachen Soul nachrüsten. Also bis dann!

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