Donnerstag, 5. März 2009

Tagebuchcharakter

„Ein Fleck im Badetuch, sagt mehr als ein Eintrag ins Tagebuch!“ Harald Schmidt

Donnerstag 05. März 2009

7 Uhr 10 Schon wieder verschlafen. Komisch, vor fünf Minuten war es noch 6 Uhr 40. Wie wenig Zeitgefühl man morgens hat. Dabei bin ich gestern ab der 70. Minute ins Bett gegangen.
Scheiß James Morrison Konzert hat mich bis 0 Uhr 30 wach gehalten.
Dann auch noch kein Wasser mehr. Nur noch Leitung. Jetzt fällt mir auch wieder ein, warum ich früher aufstehen wollte.

8 Uhr Im Büro telefoniere ich ein bisschen rum. Keiner nimmt so früh das Telefon ab. Wenigstens schaffe ich es den Arzttermin auf Montag zu verschieben. Heute geht es von der Arbeit aus in ein Viertel, in dem ich noch nie war. Ist ja immer wieder spannend sich zu fragen: wäre ich hier auch hingezogen?

10 Uhr 45 Wir begehen ein soziales Auffangbecken für Exknackis. Ziemlich herunter gekommen alle und alles. Die Bewohner liegen in ihren 16 qm Zimmern im Bett und gaffen alle den selben Sender oder sind damit beschäftigt hastig ihre Bongs auf den Balkon zu verstecken.

12 Uhr Ich kann mich kaum konzentrieren, weil gerade bei Punkt 12 ein interessantes Thema läuft. Vergessen welches.

13 Uhr Ich glaube meine Arbeitskollegin ist ernsthaft sauer auf mich, weil ich mich mit den mitteilungsbedürftigen Exknackis unterhalte.

Er so: „Acht Jahre so eine Kacke ey!“
Ich so: „Wofür bekommt man denn acht Jahre?“
Er so: „Scheiße man, dabei war ich unschuldig!“
Ich so: „Sicher!“
Er so: „Acht Jahre auf acht Quadratmeter, kannste Dir das vorstellen?“
Ich so: „Nee, obwohl doch. Jetzt sind es 40 Jahre auf 16 Quadratmeter!“

Er findet das lustig. Ich auch.

14 Uhr 30 Der Kriechkeller zerschrotet meinen Rücken endgültig.

15 Uhr Die Pfleger oder Sozialarbeiter oder wie man die hier bezeichnet, machen Feierabend. Ohne die hat das keinen Zweck. Meine Klamotten riechen wie ein HipHop Konzert. Jams, für Insider.

15 Uhr 10 Vier Stunden reichen dann auch. Auf dem Rückweg entdecke ich den Schnorrer vom Vortag, der auf dem Domshof das Schubsen anfing. Eine Dreiste Ratte. Ich würde hier nicht herziehen. Das steht fest.

15 Uhr 15 Ich finde einen 5 Euro Schein in meiner linken Hosentasche. Ich wollte erst sagen - was für ein Glück, dass ich die Hose noch nicht gewaschen habe - habe aber rechtzeitig gemerkt, dass die 5 Euro den Zustand meiner Hose auch nicht aufwerten.

15 Uhr 30 Zurück auf der Arbeit erfahre ich, dass die scharfe Mitarbeiterin, die seit kurzem das Büro nebenan bezogen hat, 29 Jahre alt ist (gut), ein Kind hat (nicht so gut) und verheiratet ist (warum muss ausgerechnet die nebenan sitzen?).

17 Uhr Ich bin auf dem Weg zum Aldi, Wasser und Pizza kaufen. Die letzten kalten Tage bringe ich mit Pizza rum und dann heißt es Badeseesaison. Da wird nichts mehr gegessen. So der Plan.

18 Uhr Simpsons + Pizza + Multivitaminsaft = heile Welt.

19 Uhr Die ganze Woche schon quäle ich mich durch die Hausarbeit. Musik macht es erträglich, aber wenn es ums Bügeln geht… Die mit Abstand stumpfste und gleichzeitig anspruchvollste Hausarbeit überhaupt. Ich überlege, ob ich die Arbeit nicht abgebe. Professionell oder einfach einen Zettel ans schwarze Brett von der Hochschule heften.

20 Uhr 15 Wenigsten kann man beim Bügeln gut TV gaffen. Topmodels. Ich nehme die Herausforderung an und schalte den Ton an und die Musik aus. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, Harpe Kerkeling sei Heidi Klum! Diese Frau parodiert sich selbst so gut.

21 Uhr Ich muss laut lachen bei Heidis Kommentar: „Hallo Emotionen! Schließlich fliegt das Auto hinter euch gerade in die Luft!“. Oder so ähnlich. Ich könnte nie Topmodel werden, es würde immer an den Emotionen scheitern. Dann muss ich den Ton doch wieder ausmachen. Viel zuviel Gekreische.

21 Uhr 15 Bügeln ist wie Scheißen, denke ich. Irgendwie lästig, aber wenn man den fertigen Haufen sieht, ist man doch stolz auf seine Leistung.

21 Uhr 30 Ich gehe eben noch zu Björn rüber und tausche mein Flaschenpfand gegen Hackfleisch und irgendwas von Knorr, auf dem irgendwas mit Hackfleisch steht, ein. Soviel zur Pizza.

22 Uhr JLa sagt „Hey ho“. Eigentlich das Beste am Internet.

22 Uhr 30 Mir fällt auf, Blondinen in grauen Kapuzenpullis wirken immer etwas versoffen. Hat was. Kaputt too.

22 Uhr 35 Schaue ich jetzt noch die neue Lost Folge? Nee, das wühlt mich zu sehr auf. Das ist nicht gut, so kurz vor dem schlafen gehen. Außerdem freue ich mich dann morgen den ganzen Tag drauf

22 Uhr 40 RED! eine bescheute Sendung. Da schreibe ich lieber einen Blogeintrag.


23 Uhr Übungen, Zähneputzen und dann ins Bett. Morgen versuche ich mal ernsthaft früher aufzustehen!

Zum ersten Mal seit dem digitalen Suizid meines Tagebuches, überlege ich doch ernsthaft wieder damit anzufangen....

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