Donnerstag, 19. Juli 2007

Weltretten 4 minus

„Ein Moment Mal, für die Sache mit dem Weltretten bleibt doch eigentlich Zeit“ Dendemann

Semesterferien. Was nach viel freier Zeit und Happening klingt, bedeutet eigentlich nur, ich habe jetzt mehr Zeit mich den Hausübungen zu widmen. Dazu kommen noch neun Wochen Praktikum. Nächstes Semester ist mein letztes. So oder so. In der Fachhochschule sind die Gänge schon länger leer. Die Uni macht sukzessive dicht. Als die Schließung offiziell bekannt gegeben wurde, wehten bereits die ersten vertrockneten Präriebüsche direkt aus dem wilden Westen durch unsere Flure. Professoren werden versetzt oder klammern sich an Posten, Haus, Hof und Familie fest, indem sie fünfen verteilen und somit den Aufenthalt der Studenten verlängern. Ich komme jetzt ins achte Semester. Noch im Soll. Vorlesungen finden nur noch sporadisch statt.

Mensa Buffet

Eigentlich genug Zeit um zwischendurch Geld zuverdienen. Eigentlich. Studentenjobs gibt es nicht wo ich studiere. Im Grunde gibt es noch nicht einmal mehr Studenten und dann reicht die Zeit doch nicht zum arbeiten. Reich werde ich auch diese Semesterferien nicht. Ich schaue seit einer freien Woche den Sender Sonnenklar TV. Auf dem Sender zeigen sie die schönsten Reiseziele der dicken Deutschen. Ich war noch nie im Urlaub. Nur mal ein Wochenende hier und mal eins dort und habe größtenteils exzessiv getrunken. Da geht es einem nachher in der Regel schlechter als vorher. Urlaub kostet ja auch Geld, das wird in der TV Werbung immer verschwiegen. Dazu kommt, ich habe keinerlei Lust auf das Abenteuer Hotel. Irgendwo in der Türkei oder in Griechenland. Wenn ich den Wackelkamera Reportagen von VOX und Kabel 1 trauen darf, sind das alles schlechtere Jugendherbergen. Versöfft, vergiftetes Wasser, Badehandtuchkrieg am Pool, Reptilien und Mist machendes Kleinvieh, Buffet kostet extra…

Die Animateure nerven, too. Penetrante Hedonisten, deren Humor und gute Laune noch nicht einmal für das Warm-up Programm von Rent-a-Pocher reichen würde. Glauben die etwa man wäre nicht in der Lage sich sieben Tage selbst zu beschäftigen? Sonst wäre man nicht hier? Juhu, Rodrigés aus Dresden, der wahrscheinlich mehr Vaterschaftsklagen als Roberto Blanco am Hals hat, will mit mir Frisbee spielen und fragt sich dabei die ganze Zeit wo denn der Tourist jetzt genau das Trinkgeld in seiner Badehose versteckt hat. Nein, danke. All Inclusive klingt für mich auch eher wie ein Fluch als wie ein Versprechen. Ich würde krampfhaft versuchen das gezahlte Geld auch wieder rauszuholen. Inklusive Bulimie und Cocktails all night long. Nie das Hotel verlassen, außerhalb wartet eh nur die Touristen Mafia auf einem und wenn man dann einen Stein am Strand aufhebt ist noch nicht einmal garantiert, dass man jemals das Land wieder verlassen darf. Das viele, gute (weil viel) Essen ist der einzige Anreiz für mich diese Touristeabfüllstationen zu besuchen. Aber für eine ordentliche Lunchparade in den Flieger?

Außerdem muss ich alleine in den Urlaub. Niemanden ständig gefallen oder auf irgendwelche Freizeitgestaltungen anderer eingehen zumüssen ist ja bereits Entspannung genug. Ballermann 6 oder Spring Break locken mit viel Sex. Billig ist es außerdem. Da lohnt es sich gar nicht zu einer Nutte zugehen, so billig sind Flug und Hotel. Sextourismus ist das Stichwort. Besoffen mit der Notrutsche aus dem Flieger, weil man nicht mehr laufen kann. Dann mit David Hasselhoff zusammen am Gepäckband eine Zündkerze platt machen und weiter aus dem Airport in den Bus. Das Zehnte mal FICKÖÖÖN brüllen und dann bringt einem Zlatko im Bus zum Hotel. Hier geben sich die Touristen die Klinke in die Hand, weil die Türen fehlen. Ein Glück, so kann man auch nicht im Suff den Schlüssel verlieren. Sangria, Weiber und ein Bier. Mickey Krause und Jürgen Drews dröhnen einen voll mit ihrem Scheiß - Nur nicht auffallen, sonst schreibt der noch ein Lied über dich! Am letzten Tag bekommt man Panik, noch wurde der Vandalismus nicht der Urlaubsversicherung angeglichen. Auf Mallorca hat Hitler einen ganz klaren Sieg eingefahren.

Wer immer nur dagegen ist bewegt nichts, also…der Perfekte Urlaub bedeutet dann für mich:

  • wenig bis keine Deutschen
  • Sonne satt
  • Wohnung / Häuschen anstatt Hotelanlage
  • Meer
  • Am besten keine Gesetze
  • Irgendetwas wie ein Nachtleben… Oh nein! Italien!